Agi­les Pro­jekt­ma­na­ge­ment – die Ent­wick­lungs­schrit­te

Wer vom Was­ser­fall oder Was­ser­fall Pro­jekt­ma­na­ge­ment spricht, meint meist klas­si­sches Pro­jekt­ma­na­ge­ment. Das Pha­sen­mo­dell ist hier li­ne­ar, denn wie beim Was­ser­fall fällt Was­ser von oben nach un­ten. So ein­fach geht es oft in der Vuca-Welt nicht mehr, wes­we­gen hy­bri­des und agi­les Pro­jekt­ma­na­ge­ment in den All­tag ein­kehrt.

Agi­les Pro­jekt­ma­na­ge­ment ist ein Schlag­wort und wird oft mit der agi­len Pro­jekt­ma­na­ge­ment­me­tho­de Scrum in ein­em Atem­zug ge­nannt. Hy­bri­des Pro­jekt­ma­na­ge­ment liegt zwi­schen dem Was­ser­fall Pro­jekt­ma­na­ge­ment und dem agi­len Pro­jekt­ma­na­ge­ment. Viel­fach wird der Un­ter­schied bei den Tools ge­sucht, doch es gibt vie­le agi­le Werk­zeu­ge ein­schließ­lich dem Mo­dell der Agi­len Zwie­bel (↓). Die Agi­le Zwie­bel ver­deut­licht, dass der We­chsel des Werk­zeugs al­lei­ne nicht aus­reicht, wes­halb die 5 Stu­fen wa­ter­fall (Was­ser­fall), use agi­le, do agi­le, be agil­e und li­ve agi­le den agi­len Ent­wick­lungs­weg be­schrei­ben.

Wa­ter­fall – die Ur­form des Pro­jekt­ma­na­ge­ments

Der Was­ser­fall ist der ein­fachs­te und ur­sprüng­lich­ste Pro­jekt­ma­na­ge­ment­an­satz. Was­ser­fall Pro­jekt­ma­na­ge­ment führt wie ein Ku­chen­re­zept mit den ent­spre­chen­den Zu­ta­ten und Res­sour­cen unter Ein­hal­tung der Ver­hal­tens­an­wei­sun­gen re­la­tiv si­cher zu ei­nem re­pro­du­zier­ba­ren Out­put, dem Ku­chen. Pro­jekt­ma­na­ge­ment möch­te wie je­de an­de­re Ma­na­ge­ment­me­tho­de die Ef­fi­zi­enz stei­gern, wes­we­gen es Re­geln auf­stellt, Vor­la­gen und Check­lis­ten be­reit­stellt und teil­wei­se au­to­ma­ti­sier­te, di­gi­ta­li­sier­te Pro­zes­se de­fi­niert. Auch agi­les Pro­jekt­ma­na­ge­ment ver­folgt die­sen An­satz, denn sonst gä­be es kei­ne agi­le Pro­jekt­ma­na­ge­ment­me­tho­de wie Scrum.

Über­tra­gen wir das Bild des Was­ser­falls auf die Pha­sen­mo­del­le im Pro­jekt­ma­na­ge­ment, be­deu­tet dies, dass die Pha­sen rein se­quen­ziell, li­ne­ar hin­ter­ein­an­der ab­lau­fen. Dies kommt in Pha­sen­rei­hen­fol­gen wie Pla­nungs­pha­se, Ge­neh­mi­gungs­pha­se und Bau­pha­se zum Aus­druck. Ei­ne Pa­ral­le­li­tät gibt es bei die­sem Pha­sen­mo­dell nicht. Die­ses Pha­sen­mo­dell ist durch die star­ke Ver­ein­fa­chung ziem­lich rea­li­täts­fremd. Je­der kennt es, dass Brü­cken von Au­to­bah­nen schon ge­baut wer­den, be­vor die Bau­ge­neh­mi­gung kom­plett er­teilt ist.

Li­nea­ri­tät, Kau­sa­li­tät und strik­tes Han­deln nach Nor­men kenn­zeich­nen das klas­si­sche Was­ser­fall Pro­jekt­ma­na­ge­ment. Hie­rar­chi­en ge­hö­ren zu die­sem An­satz und spie­geln sich in Tools wie Pro­jekt­or­ga­ni­gramm oder Pro­jekt­struk­tur­plan. Für die­se Ent­wick­lungs­stu­fe kenn­zeich­nend sind Null-Feh­ler-Pla­nung, Recht­fer­ti­gung, Soll-gleich-Ist-Ein­stel­lung. Ge­sichts­wah­rung, Ein­ord­nung und Un­ter­ord­nung, Schuld­ge­füh­le und Pflicht­ge­füh­le sind dabei die Zei­chen der Ich-Ent­wick­lungs­stu­fe 🌐 E4 nach dem Loe­vin­ger-Mo­dell, wel­ches in der Agi­li­tät An­wen­dung fin­det.

Use agile – am Über­gang zum agi­len Pro­jekt­ma­na­ge­ment

Use agile ist et­was kom­pli­zi­er­ter als das li­nea­re Pr­ojekt­ma­na­ge­ment, wie auch der rea­le Was­ser­fall kom­pli­zier­ter ist. Ver­fei­nern wir zu­nächst das Bild vom Was­ser­fall und wir se­hen, dass ein Was­ser­fall durch Stei­ne, Bäu­me oder Fels­vor­sprün­ge in meh­re­re Seg­men­te ge­teilt wird. Es ent­steht ei­ne pa­ral­le­le Li­nea­ri­tät in den ver­schie­de­nen Teil­strö­men, die man Pro­jekt­ma­na­ge­ment li­ke in Teil­pro­jek­te un­te­rteilt. Im klas­si­schen Pro­jekt­ma­na­ge­ment wird die­ses Prin­zip der pa­ral­le­len Li­nea­ri­tät mit dem pa­ral­lel-se­quen­tiel­len Pha­sen­mo­dell aus­ge­drückt. Nach mei­ner Er­fah­­rung geht je­des li­ne­ar ge­plan­te Pro­jekt ei­nen pa­ral­lel-se­quen­tiel­len Weg, denn durch ir­gend­wel­che Res­sour­cen­eng­päs­se, ein­ge­tre­te­ne Ri­si­ken, Kor­rek­tu­ren wird die ur­sprüng­li­che Li­ne­ari­tät auf­ge­bro­chen. Oft ist ei­ne mög­lichst h­ohe Ter­min­treue über den Pro­jekt­ver­lauf zu er­hal­ten. Im klas­si­schen Pro­jekt­ma­na­ge­ment wird die­ses Pa­ral­le­li­sie­ren durch die Me­tho­de Fast Tra­cking dar­ge­stellt. Beim Fast Tra­ckingwer­den ur­sprüng­lich hin­ter­ein­an­der ge­plan­te Schrit­te ganz oder teil­wei­se gleich­zei­tig durch­ge­führt. Die­ses Vor­ge­hen ist schon deut­lich kom­pli­zier­ter und zeich­net sich durch das Nut­zen von Chan­cen beim Pa­ral­le­li­sie­ren aus. Ne­ben die­sen Chan­cen er­ge­ben sich da­durch ver­än­der­te Ri­si­ken.

Das bis hier­her ge­zeig­te Bild vom Was­ser­fall ist im­mer noch ei­ne Ver­ein­fa­chung der Rea­li­tät. Auf die Brei­te ei­nes Was­ser­falls ge­se­hen, kön­nen durch­aus meh­re­re Was­ser­teil­chen ne­ben­ein­ander und hin­ter­ein­an­der fal­len. Den­noch kön­nen ei­ni­ge nicht un­ten an­kom­men, weil sie un­ter­wegs auf Hin­der­nis­se sto­ßen, wie z.B. ei­nen Fels­vor­sprung. An­de­re Was­ser­teil­chen wer­den viel­leicht vom Wind ab­ge­trie­ben und lan­den nicht am Fu­ße des Was­ser­falls im Fluss. Die ers­ten Schrit­te im Pro­jekt­ma­na­ge­ment, die die­se Si­tua­tio­nen mit­ein­schlie­ßen wol­len, sind Pro­to­ty­pen oder Ite­ra­tio­nen. Hier­durch kann man tes­ten, auf wel­chem Weg das ein­zel­ne Was­ser­teil­chen wirk­lich un­ten an­kommt. Im klas­si­schen Pro­jekt­ma­na­ge­ment bil­de­ten sich die pro­to­ty­pi­schen-ite­ra­ti­ven Pha­sen­mo­del­le bei de­nen Rück­sprün­ge in vor­he­ri­ge Pha­sen be­rück­sich­tigt wur­den, z.B. wenn der Un­ter­grund für ein Bau­werk nicht aus­rei­chend trag­fä­hig ist, muss nach­ver­dich­tet wer­den oder der Bo­den muss aus­ge­tauscht wer­den, … Da beim pro­to­ty­pi­schen-ite­ra­ti­ven Pha­sen­mo­dell schon ite­ra­tiv vor­ge­gan­gen wird, ist die Ite­ra­ti­on als ers­tes agi­les Tool be­reits in der Me­tho­dik ent­hal­ten, so dass man sich fra­gen kann, ab wel­chem Punkt man be­reits das klas­si­sche Pro­jekt­ma­na­ge­ment ver­lässt und agi­les Pro­jekt­ma­na­ge­ment an­strebt.

Pro­zess­ma­na­ge­ment und Qua­li­täts­ma­na­ge­ment im Pro­jekt­ma­na­ge­ment

Im Pro­zess­ma­na­ge­ment und Qua­li­täts­ma­na­ge­ment ent­wi­ckel­te zy­kli­sche Pro­zess-Pha­sen­mo­del­le zo­gen ins Pro­jekt­ma­na­ge­ment ein. Der PDCA-Zy­klus von De­ming mit den Pha­sen Plan (Pla­nen), Do (Tun), Check (Con­trol­len) und Act (Re-/Agie­ren) ist ein be­kann­tes, zy­kli­sches Mo­dell aus der Qua­li­täts­si­che­rung. Dies führ­te zu kom­pli­zier­ten Re­gel­wer­ken und pro­zess­ori­en­tier­ten, ler­nen­den Pro­jekt­ma­na­ge­ment­sys­te­men wie dem Pro­ject Ma­na­ge­ment Ins­ti­tuts (PMI) oder Au­to­mo­ti­ve SPICE-Stan­dard.

Die Ori­en­tie­rung an kla­ren Stan­dards und Nor­men, so­wie das sehr ra­tio­na­le, kau­sa­le Den­ken kenn­zeich­nen die Ich-Ent­wick­lungs­stu­fe E5 und füh­ren zu recht fes­ten Vor­stel­lun­gen vom Sein und Funk­tio­nie­ren der Welt und dem Grund­pfei­ler Kos­ten­ori­en­tie­rung. Mit der per­sön­li­chen Wei­ter­ent­wick­lung setzt ei­ne be­gin­nen­de Selbst­wahr­neh­mung ein, die Selbst­kri­tik und das Se­hen von ver­schie­de­nen Per­spek­ti­ven und Mo­ti­ven wird er­mög­licht. Ein fach­li­ches Den­ken mit der Be­to­nung der Ef­fi­zi­enz steht im Vor­der­grund. Kai­zen und Lean Ma­na­ge­ment lie­gen in die­sen An­sät­zen be­grün­det, so dass  agi­le Me­tho­den wie Kan­ban-Boards, agi­les Pro­jekt­ma­na­ge­ment ein­ge­führt wer­den. Hier er­lebt man häu­fig, dass agi­le Werk­zeu­ge ein­ge­setzt werden, ohne dass man et­was über den agi­len Hin­ter­grund weiß. Ein Ham­mer ist ein Ham­mer – Punkt. Das Stre­ben nach Leis­tung und An­stren­gung über­wiegt die Schuld­ge­füh­le und die Pflicht­ge­füh­le vor­an­ge­gan­ge­ner Stu­fen.

Mit der wa­chsen­den Selbst­wahr­neh­mung und Selbst­kri­tik wächst der Wunsch nach Wachs­tum über die fach­li­che Pers­pek­ti­ve hi­naus, so dass die Wei­ter­ent­wick­lung von so­zia­len und emo­tio­na­len Kom­pe­ten­zen be­ginnt. Ne­ben per­sön­li­cher Ent­wick­lung be­ginnt auch Team­ent­wick­lung und für Teil-/Pro­jekt­lei­tun­gen än­dert sich das Rol­len­bild oder der Blick auf Kom­mu­ni­ka­ti­on bis hin zu dem agi­len Wert in der Füh­rungs­kräf­te­ent­wick­lung. Ein­zel­ne agi­le oder hy­bri­de Tools flie­ßen eben­falls ein, oh­ne wei­ter auf das agi­le Mind­set oder den agi­len Kul­tur­wan­del ein­zu­ge­hen. In den Un­ter­neh­men und Or­ga­ni­sa­tio­nen be­fasst man sich oft mit dem The­ma Pro­jekt­füh­rung und Li­ni­en­ma­na­ge­ment auf Au­gen­hö­he zu eta­blie­ren.

Do agile – hy­bri­des Pro­jekt­ma­na­ge­ment

Aus Pro­jekt­ma­na­ge­ment­sicht ist do agi­le ei­ne wich­ti­ge Pha­se, ins­be­son­de­re für die Mut­ter­or­ga­ni­sa­ti­on der Pro­jek­te. Das Be­son­de­re am hy­bri­den Ma­na­ge­ment ist, das klas­si­sche und agi­le Me­tho­den si­tua­ti­ons­be­zo­gen an­ge­wen­det wer­den. Es ist ein ers­tes Auf­wei­chen der Re­gel­kon­for­mi­tät. Dies sind wich­ti­ge Schrit­te für das Ver­la­gern der Wich­tig­keit von Re­geln, Pro­zes­sen und An­wei­sun­gen auf die agi­len Prin­zi­pi­en In­ter­ak­tio­nen und In­di­vi­du­en nach dem agi­len Mani­fest. Agi­les Pro­jekt­ma­na­ge­ment ent­wi­ckelt sich und das Schwarz­weiß­den­ken geht wei­ter zu­rück. Di­ver­si­tät und das Be­trach­ten ver­schie­de­ner Pers­pek­ti­ven ge­winnt Be­deu­tung. Das wirk­li­che Tun, das Le­ben des agi­len Mind­sets führt zu ei­ner agi­len Kul­tur. Agi­le Coa­c­hing hilft die Kon­flik­te zwi­schen klas­sisch or­ga­ni­sier­ter Mut­ter­or­ga­ni­sa­ti­on und agil or­ga­ni­sier­ten Pro­jek­ten, ins­be­son­de­re in den Be­rei­chen Con­trol­ling, Ri­si­ko- und Chan­cen­ma­na­ge­ment so­wie Qua­li­täts­ma­na­ge­ment zu lö­sen. Ein zu­nächst un­auf­lös­ba­res Pa­ra­do­xon aus klas­si­scher Sicht liegt z.B. im agi­len Prin­zip des leist­ba­ren Ver­lusts. Hilf­reich ist da manch­mal der Blick auf die ge­mein­sa­me His­to­rie und auf die Rol­le der Ge­schäfts­füh­rung.

Agi­les Pro­jekt­ma­na­ge­ment und agi­le Me­tho­den ori­en­tie­ren sich an öko­no­mi­schen Vor­ga­ben, wie je­de an­de­re Ma­na­ge­ment­me­tho­de. Im Sin­ne der De­fi­ni­ti­on von Ma­na­ge­ment ge­hen agi­le Me­tho­den an­ders mit der kom­ple­xen Um­welt (VUCA) und dem An­spruch der voll­kom­me­nen In­for­ma­ti­on als Ent­schei­dungs­grund­la­ge um. Hier kom­me ich wie­der zum agi­len Prin­zip des „leist­ba­ren Ver­lusts“ zu­rück. Im klas­si­schen Ma­na­ge­ment wür­de man eine Stra­te­gie ent­wivckeln, ei­nen Bu­si­ness Ca­se, … er­stel­len, um dann auf „Ba­sis der voll­kom­me­nen In­for­ma­ti­on“ e­ine ra­tio­nal, kau­sal ein­deu­ti­ge Ent­schei­dung zu fäl­len. Ei­ner­seits weiß je­der, der sich vor Ge­richt mit Gut­ach­ten und Ge­gen­gut­ach­ten aus­ein­an­der­set­zen muss­te, dass ra­tio­na­le Er­klä­run­gen sehr viel Pers­pek­ti­ve ent­hal­ten kön­nen. Zum an­de­ren ist die VUCA-Welt dis­rup­tiv. Den­ken wir an das Qua­si-Aus­ster­ben der SMS, den Un­ter­gang von HD-DVD, Au­dio-CD, Sie­mens- oder No­kia-Han­dys, … Hier hel­fen Ana­ly­sen der Ver­gan­gen­heit nicht in Be­zug auf Prog­no­sen für mor­gen. In ei­ner agi­len Un­ter­neh­mens­kul­tur ist be­reits ein Ver­suchs­bal­lon in der Luft und wür­de Flie­gen oder nicht, wäh­rend die klas­si­schen An­sät­ze noch an den Vor­pla­nun­gen sit­zen.

Be agi­le – agi­les Pro­jekt­ma­na­ge­ment

Die in der Stu­fe do agi­le be­gin­nen­de Ver­än­de­rung in den Wer­ten, den Vor­stel­lun­gen vom Funk­tio­nie­ren der Welt, der Hal­tung (Mind­set) und bei den Zie­len ist ab­ge­schlos­sen. Die agi­le Me­tho­de oder agi­les Pro­jekt­ma­na­ge­ment wird ver­kör­pert und ge­lebt. „Die agi­le Me­tho­de“ ist da­bei stets ei­ne auf die Or­ga­ni­sa­ti­on an­ge­pass­te Va­ri­an­te der ur­sprüng­li­chen, stan­dar­di­sier­ten, agi­len Me­tho­de. „Scrum like a Bosch“ oder „3-Ta­ge-Scrum-Wo­che“ sind Bei­spie­le für die­sen In­te­gra­ti­ons­pro­zess in agi­len Un­ter­neh­men. Die Scrum­ethik, auf die agi­les Pro­jekt­ma­na­ge­ment auf­baut, wird sich dann in die Or­ga­ni­sa­ti­ons­ethik und Or­ga­ni­sa­ti­ons­kul­tur in­te­griert ha­ben. Der Kampf um die Sys­te­me und die strik­te Ori­en­tie­rung an den Stan­dards, die in use agi­le be­gann, ist be­en­det. Ru­hig ist die­se Pha­se den­noch nicht, denn star­ke Ziel­ori­en­tie­rung und der Wunsch nach Selbst­op­ti­mie­rung führt zu wei­te­ren Ver­än­de­run­gen bei den ein­zel­nen Men­schen und im gan­zen Un­ter­neh­men (→ li­ve agi­le). In die­ser Pha­se hört man Äu­ße­run­gen wie: „War­um ist es Zu­hau­se nicht so, wie auf der Ar­beit?“ Die­se Fra­ge be­trifft As­pek­te wie Of­fen­heit, Ver­trau­en, Ge­sprächs­kul­tur, Wert­schät­zung als Mensch, Feh­len von Psy­cho­spie­len, … und an­de­re As­pek­te ei­nes rei­chen In­nen­le­bens. Der Mensch sieht sich nicht mehr in sei­ne ver­schie­de­nen be­ruf­li­chen oder pri­va­ten Wel­ten zer­teilt, son­dern ver­sucht sei­ne ge­won­ne­ne und aus­ge­bil­de­te Iden­ti­tät / Au­to­no­mie in al­len Be­rei­chen au­then­tisch zu le­ben. Hier­zu ge­hört auch das Ab­le­gen des tay­lo­ri­schen Men­schen­bil­des von Mensch = Ma­schi­ne, Mensch als Funk­ti­ons­trä­gern oder vom Gleich­heits­den­ken in punk­to Aus­tausch­bar­keit der Men­schen. Agi­li­tät, di­gi­ta­le Trans­for­ma­ti­on und New Work teil­en das Cre­do, dass der Sinn im gan­zen Han­deln und Ver­än­dern dem (ein­zel­nen) Men­schen die­nen soll. Glei­ches gilt für Re­geln. Der Spruch „Das ha­ben wir schon im­mer so ge­macht.“ wird qua­si nicht mehr auf­tau­chen oder schnell als Ab­wehr­ver­hal­ten und Schutz­ver­hal­ten er­kannt. Re­geln und da­raus ge­bil­de­te Me­tho­den wer­den als Hilfs­mit­tel zur Ef­fi­zi­enz­stei­ge­rung, Ziel­er­rei­chung und Nach­hal­tig­keit ge­se­hen, auch wenn die rea­le Welt kom­ple­xer ist. Kom­ple­xi­tät wird ak­zep­tiert und gleich­zei­tig wird lo­gisch, ra­tio­nal ver­ein­facht. Al­ler­dings stets mit dem Hin­ter­ge­dan­ken, ob die­ses ak­tu­el­le Vor­ge­hen noch hilf­reich und ziel­füh­rend ist, z.B. weil man we­sent­li­che As­pek­te aus­lässt oder be­reits ein to­tes Pferd rei­tet und der Was­ser­fall längst kein Was­ser mehr führt.

Agi­les Pro­jekt­ma­na­ge­ment in agi­len Or­ga­ni­sa­tio­nen

Die agi­le, di­gi­ta­le Trans­for­ma­ti­on nimmt mit je­der Stu­fe Fahrt auf und führt zu post­mo­der­nen oder evo­lu­tio­nä­ren Kul­tu­ren in Un­ter­neh­men und Or­ga­ni­sa­tio­nen. Agi­les Pro­jekt­ma­na­ge­ment bringt mit Scrum of Scrums oder das Sca­led Agi­le Fra­me­work (SAFe) ei­ne Strahl­wir­kung in die Mut­ter­or­ga­ni­sa­ti­on. Für Or­ga­ni­sa­tio­nen und Un­ter­neh­men gibt es seit den 1970er Jah­ren die aus der sys­te­mi­schen Or­ga­ni­sa­ti­ons­ent­wick­lung he­raus ent­stan­de­ne So­zio­kra­tie als Me­tho­de. Eine be­kann­te und 4 Jahr­zehn­te jün­ge­re Me­tho­de aus der So­zio­kra­tie ist die Ho­lo­kra­tie (engl. Ho­la­cra­cy® oder auch Ho­la­kra­tie). Das Bild mit den 3 Teams (↓) zeigt ei­ne mög­li­che Kon­stel­la­ti­on im Netz­werk von dop­pelt ver­bun­de­nen Krei­sen auf Ba­sis der vor­ste­hen­den, so­zio­kra­ti­schen Me­tho­den. Für ra­tio­na­le Ent­schei­der­*in­nen der Ich-Ent­wick­lungs­stu­fe E5 ist es wich­tig, dass es die­se be­währ­ten Sys­te­me gibt, um sich auf den Wan­del ein­zu­las­sen und um auf dem agi­len Ent­wick­lungs­weg hof­fent­lich kei­ne kal­ten Fü­ße zu be­kom­men. Me­tho­den kön­nen au­ßer­dem die Ef­fi­zienz er­hö­hen, wenn sie an die je­wei­li­ge Ein­satz­si­tua­ti­on an­ge­passt wer­den. Me­tho­den und Ef­fi­zi­enz sind zu­dem Be­stand­teil der Füh­rungs­funk­ti­on Ma­na­gen auf die im Ar­ti­kel Füh­rung – von Men­schen­füh­rung, Füh­rungs­kul­tur und Füh­rungs­mind­set ein­ge­gan­gen wird.

Ein sicht­ba­res, agil­es Tool ist ein Task Board. Dies ist eine Va­ri­an­te des Kan­ban Boards, das aus ei­nem Ent­wick­lungs­zweig des Qua­li­täts­ma­na­ge­ments bzw. Lean Ma­na­ge­ments stammt. Im We­sent­li­chen be­steht das Kan­ban Board aus den 3 Spal­ten To­Do, Do­ing und Do­ne. Das Tool gibt es auch in di­gi­ta­ler Form bei Asa­na, Ji­ra, Mi­ro, Pad­let, Trel­lo, … und selbst als Mi­cro­soft Plan­ner. Die­ses Tool fin­det sich qua­si in al­len agi­len Me­tho­den und auch agi­les Pro­jekt­ma­na­ge­ment kennt die­ses Board. Im Scrum, ei­ner der be­kann­tes­ten agi­len Pro­jekt­ma­na­ge­ment­me­tho­den, heißt es Scrum Board. Es ist ein meist um 2 bis 3 Be­rei­che er­wei­ter­tes Kan­ban Board. Die Er­wei­te­run­gen am Scrum Board sind bspw. Pro­duct Back­log, Burn­down Chart oder Im­pe­di­ment Back­log. Letz­ten En­des ging die agi­le Pro­jekt­ma­na­ge­ment­me­tho­de Scrum aus dem Lean De­ve­lop­ment her­vor und ent­wi­ckel­te sich zu­nächst in der Soft­wa­re­ent­wick­lung. Ent­ge­gen der teil­wei­se vor­han­de­nen Vor­stel­lung brin­gen agi­le Pro­jekt­ma­na­ge­ment­me­tho­den durch­aus Pha­sen­mo­del­le, Pro­zess­mo­del­le, Re­geln, Tools, Tech­ni­ken und Rol­len mit. Die­se wer­den in hy­bri­den, agi­len Pro­jekt­ma­na­ge­ment­se­mi­na­ren trai­niert. Teil­wei­se wird in den Se­mi­na­ren auch an den Vor­stel­lun­gen, also der Hal­tung oder dem Mind­set ge­ar­bei­tet. Das #ent­fal­ten ei­nes agi­len Mind­sets führt den agi­len Kul­tur­wan­del mit je­der Kul­tur­trä­ge­rin und je­dem Kul­tur­trä­ger wei­ter vo­ran. Für die Wei­ter­ent­wick­lung von Hal­tung / Mind­set eig­net sich in­di­vi­du­el­les Coa­ch­ing je­doch bes­ser.

agiles projektmanagement, doppelte verbindungen, team, teamarbeit, agiles arbeiten, netzwerke, kreise, kreismethode, skm, holacracy, soziokratie, organisationsentwicklung, führung, führungsaufgabe, chancen naviagtor, michael bone, #chancennavigator

Li­ve agi­le oder gibt es mehr als agi­les Pro­jekt­ma­na­ge­ment?

Die Stu­fe li­ve agi­le be­schreibt den Zeit­punkt ab dem agi­le An­sät­ze so­weit ver­in­ner­licht sind, dass sie in das per­sön­li­che Mind­set ein­ge­flos­sen sind und so­mit den All­tag prä­gen. Kon­sent ist ein agi­les Werk­zeug zur Ent­schei­dungs­fin­dung, die der Stuf­e E7 ent­spricht (Ho­fert, Sven­ja. (2016) S. 68). Li­ve agi­le steht für die post­kon­ven­tio­nel­len Ich-Ent­wick­lungs­stu­fen, in de­nen es ak­tuell we­ni­ge Ma­na­ge­ment­an­sät­ze gibt. Die­se Pha­se be­ginnt ab der Ich-Ent­wick­lungs­stu­fe E7 und geht bis zur Stu­fe E10. Die agi­le So­wohl-als-auch-Hal­tung und Am­bi­dex­trie ord­ne ich li­ve agi­le zu. Agi­les Pro­jekt­ma­na­ge­ment und agi­le Me­tho­den um­fas­sen auch die­se post­kon­ven­tio­nel­len An­sät­ze, die im Ar­ti­kel Kon­sens ein Tool zur Ent­schei­dungs­fin­dung und Kon­flikt­lö­sung wei­ter be­schrie­ben wer­den.