Was ist Change Management, Veränderungsmanagement oder Projektmanagement?
Change Management / Veränderungsmanagement
Change Management oder Veränderungsmanagement ist das Leiten, Führen und Managen von Menschen in weitreichenden Veränderungsprozessen bei Organisationen u.a. sozialen Systemen unter Einsatz von sozialen, emotionalen und systemischen Kompetenzen zur Umsetzung neuer Strukturen, Prozesse, (Teil-)Systeme, Verhaltensweisen und Kulturen.
Projektmanagement
Projektmanagement ist die Anwendung von Wissen, Fähigkeiten und Techniken auf alle Projektaktivitäten, um die Projektanforderungen zu erreichen. (PMI®)
Veränderung und Bereitschaft = Veränderungsaffinität
„Jede Veränderung eines [sozialen] Systems entspricht einer Veränderung von Handlungen und Handlungsabläufen; und jede Veränderung entsteht durch Reflexion.“
(Maturana, Bunnell 2001)
„Der Mensch ist ein mit Vernunft begabtes Tier, das immer die Geduld verliert, wenn es der Vernunft gemäß handeln soll.“
(Oscar Wilde)
Oberflächennahe Veränderungen sind Verbesserungen und Veränderungen bei Tools, Techniken, Prozessen, Rollen, Sachmitteln / Räumen oder Finanzen. Für die Umsetzung oberflächennaher Veränderungen wird teilweise nur ein einfaches Projekt aufgesetzt. Projektmanagement widmet i.d.R. den weichen Erfolgsfaktoren, den Soft Skills oder der Kommunikation im Change zu wenig Aufmerksamkeit, so dass Organisationsprojekte oder IT-Projekte scheitern, kräftig straucheln oder die Neuerungen nach dem Go-Live schnell wieder einschlafen.
Tiefgreifende, weitreichende Veränderungen betreffen Kultur, Führung, Kommunikation, im Mindset, bei Mission und Vision, Existenzgrund, Absicht oder Weltbild und Menschenbild. Bei weitreichenden Veränderungen stehen Menschen im Fokus, denn der Mensch als Kulturträger oder innerhalb und außerhalb der Organisation Kommunizierender gestaltet die Beziehung zu anderen Menschen. Zusätzlich zu den eigentlichen Zielen sind hier oft persönliche Entwicklung und Kompetenzentfaltung z.B. via Führungskräfte Coaching erforderlich.
Was stört Veränderungsmanagement / Change Management
Prof. Peter Kruse 🌐 († 01.05.2015) war ein brillanter Vordenker in den Bereichen Digitalisierung und Partizipation, was zu Arbeit 4.0, „Neues Arbeiten“ und New Work führte. Du kannst Dir auch eine Zusammenfassung zu den „8 Regeln für den totalen Stillstand in Unternehmen“ YouTube 🌐 aus seinem Video durchlesen.
- Veränderungsmanagement / Change Management entweder nach dem Motto „Leute, ihr macht das schon“ oder alles im Griff behalten. Idealerweise solltest du zwischen diesen beiden Extremen hin und her schwanken und plötzlich ohne Vorwarnung die völlige, projektbezogene Freiheit geben.
- Führe Diskussionen über die Veränderungen konsequent auf informeller Ebene! Je mehr Gerüchte du streust, desto weniger wird sich ändern. Am besten machst du es dir zur Gewohnheit, jeden Morgen durch eine Abteilung zu gehen und vor dich hinzusprechen „Ich glaube, die Abteilung wird geschloßen”, um dann direkt weiterzugehen.
- Möglichst viele Aktivitäten sollten gleichzeitig angezettelt werden. Sorge für ständige Überforderung und operative Hektik. Veränderungen sollten in Maßnahmen der Sekunde oder der Minute verpackt werden, jedoch niemals in eine Maßnahme des Jahres, sonst besteht die Gefahr, dass sich wirklich etwas ändert. Ignoriere den agilen Wert Fokus.
- Lege Wert auf umfassenden internen Wettbewerb. Jeder deiner Mitarbeiter*innen sollte wissen, dass bei dir nur der Einsatzbereiteste „überleben“ wird. Schüre den internen Wettbewerb, mache „Krabbenkörbe“. Krabben, anders als Fische, könnten an Land einem Krabbenkorb eigentlich ohne Probleme entkommen, da die Körbe keinen Deckel haben. Allerdings erreichen die oberen Krabben nicht den Rand, denn sie werden immer wieder von unteren zurückgezogen. In einem Krabbenkorb entsteht also eine Mordsdynamik, aber nichts geht vorwärts.
- Finde heraus wer wirklich „schuld“ ist. Analysiere jedes Problem bis ins kleinste Detail im Veränderungsmanagement / Change Management und finde den oder die zentrale*n Verursacher*in. Bringe depressive und analytische Menschen zur Klärung der zentralen Schuldfrage zusammen. So gibt nachher zwei depressive Menschen und definitiv keine Lösung.
- Bestehende Regeln sollten nie in Frage gestellt werden. Der Sinn und Unsinn von bestehenden Regeln sollte nie öffentlich diskutiert werden. Möglicherweise ist der ursprüngliche Sinn mittlerweile zwar Unsinn geworden, aber bitte beherzige niemals das agile Prinzip Überprüfen und Anpassen im Veränderungsmanagement / Change Management.
- Beschlüsse sollten immer schnellstmöglich abgenickt werden. Sorge für schnelles „Commitment“ und lasse keine Diskussionen oder abweichende Perspektiven zu. Denn dann machen sich die Leute bereits beim Verlassen des Meetings Gedanken über die gerade getroffene Entscheidung und nehmen die ersten Beschlüsse innerlich oder auf informeller Ebene wieder zurück. Quäle dich nicht vor der Entscheidung, dann quälst du dich nämlich ausreichend nach der Entscheidung.
- Die Veränderungsgeschwindigkeit auf der Beschlussebene sollte stets größer sein als die auf der Umsetzungsebene. Sorge also für maximale Beschlussdynamik bei minimaler Umsetzungsdynamik, so dass die Beschlüsse niemals umgesetzt werden. Deine Mitarbeiter*innen werden dann lernen, dass Veränderungen wie eine Grippe sind. Mit Arzt dauert sie 14 Tage, ohne Arzt zwei Wochen – sie geht vorbei. Die Menschen werden das B-A-W-Verhalten perfektionieren. „Bend And Wait“: Leg dich hin, warte, bis es vorbei ist und komme erst dann wieder hoch.
Letzten Endes werden verschiedene Wege im Veränderungsmanagement / Change Management aufgezeigt, mit denen man Unsicherheit, Diskontinuität, Unverbindlichkeit, Intransparenz und Demotivation durch Führungsverhalten schafft.