Talente, Potentiale, Kompetenzen und Engpässe
Entfaltete Kompetenzen bestehen aus entdeckten Talenten, genutzten Potentialen und erlernten Fähigkeiten. Kompetenzen werden im Handeln einer Person sichtbar, z.B. in der Berufswelt beim Verrichten von Aufgaben und Tätigkeiten. Die Summe der persönlichen Kompetenzen entspricht dem persönlichen Handlungsrahmen einer Person.
Der persönliche Handlungsrahmen entspricht dabei dem Potential, was jedoch nicht dem sichtbaren Verhalten oder dem genutzten Potential entsprechen muss. Motive, Werte, Ethik, das persönliche Mindset, intrapsychische Prozesse oder äußere Einflüsse fördern oder hemmen das Ausleben generell oder in bestimmten Situationen. Reflektiert man sich selbst, wird man oft feststellen können, dass die Kompetenz generell schon vorhanden ist, einem jedoch die Handlungsalternative in bestimmten Situationen immer wieder nicht zur Verfügung steht. Manchmal wird so eine Engpass-Situation als Zwickmühle oder emotionales Gummiband erlebt.
Engpässe i.S.v. Wollen-Können-Dürfen (Motivationsdreieck), Kopf-Bauch/Herz-Hand oder anderer Modelle verhindern das Ankommen im FLOW-Gefühl.
„Glück ist, wenn Gelegenheit auf Bereitschaft trifft.“
(Fred Endrikat)„Glück ist, wenn Gelegenheit auf Begabung trifft.“
(Michael Bone) → Glückszitate
Die beiden Zitate passen hier sehr gut, denn das Flow-Gefühl ist ein glücklicher Zustand, wenn Gelegenheit, Bereitschaft und Begabung zusammentreffen. Kompetenzen entfalten bedeutet im Umkehrschluss, Bereitschaft (Offenheit, Neugier, …) und Begabung (Talente, Potentiale, Fähigkeiten, …) wachsen zu lassen, Engpässe zu überwinden und Hemmschuhe abzulegen.
Kompetenz Modell – persönlicher Handlungsrahmen
Das Kompetenz Modell beschreibt den persönlichen Handlungsrahmen und umfasst zwei Wirkebenen oder Bezugsebenen, nämlich die persönliche Handlungskompetenz und die systemische Kompetenz oder Systemkompetenz. Kompetenzen betreffen mich nämlich als Person oder andere Personen durch mein Wirken in sozialen Systemen, wie Familien, Partnerschaften, Teams, Abteilungen oder Unternehmen. Der persönliche Handlungsrahmen steht für das komplette Haus aus den verschiedenen beiden Wirkebenen, vier Kompetenzarten und die diversen zugeordneten Kompetenzen. Die Kompetenzen bestehen aus den persönlichen Fähigkeiten.
Fachliche Kompetenz (Fachkompetenz), methodische Kompetenz (Methodenkompetenz), soziale Kompetenz (Sozialkompetenz) und emotionale Kompetenz bilden jeweils eine der vier Kompetenzarten. Das Schema zeigt Beispiele für soziale Kompetenzen und die anderen. Die Aufteilung der häufig zusammengefassten Sozialkompetenz in soziale Kompetenz, emotionale Kompetenz und Systemkompetenz geht auf Modelle der systemischen Transaktionsanalyse und der systemischen Organisationsentwicklung zurück. Die Untergliederung verbessert den Blick auf die persönliche Handlungskompetenz und die Systemkompetenz, z.B. bei Selbstbestimmung, Selbstachtung, Ego vs. Alter-Ego, Verhalten in „gesunden“ oder „kranken“ Systemen und Gruppen.
Persönliche Handlungskompetenz – das Haus der Kompetenzen
Die persönliche Handlungskompetenz ist das komplette Haus der persönlichen Fähigkeiten eines jeden Menschen in seinem täglichen Leben und besteht aus seinen genutzten Talenten, entwickelten Kompetenzen und noch zu entfaltenden Potentialen, denn bei Häusern kann man anbauen.
Fachliche Kompetenzen
Wissen erlernen und dieses Wissen situationsgerecht einsetzen ist Teil der Fachkompetenz. Beispiele für fachliche Kompetenzen und persönliche Fähigkeiten sind:
- Führen
- Projektmanagement
- Change Management
- Transaktionsanalyse
- Organisationsentwicklung
- Teamentwicklung
- Effectuation / Entrepreneurship
- systemische Beratung
- Konfliktmanagement
- Risikomanagement
- Kommunikation
- agile, digitale Transformation
- Wissen aus Schule und Berufsausbildung, was meist mit Nachweis für einen Praxistransfer, Abschluss und Titel endet
- …
Methodische Kompetenzen
Situationsgerechtes Einsetzen von Methoden, Techniken und Tools ist Teil der Methodenkompetenz. Beispiele für Methoden, Techniken und Tools bei persönlichen Fähigkeiten sind:
- Führungstechniken, z.B. Management by Objectives mit SMART oder Management by Commitment (agil)
- Führungsstile, z.B. agile, laterale, transaktionale, transformationale, situative Führung
- klassisches, hybrides und agiles Projektmanagement, z.B. Netzplantechnik, Kanban-Boards, Daly Scrum
- Agile Werkzeuge
- aktives Zuhören
- systemische Fragetechnik
- Paraphrase
- Prozessmodelle
- Konfliktlösungsansätze
- Delegation Poker®
- …
Soziale Kompetenzen
Sozialkompetenz wird durch Einsetzen der persönlichen Fähigkeiten im Verhältnis zu anderen Menschen, wie in Gruppen, Teams oder Führungsrollen sichtbar. Beispiele für soziale Kompetenz bzw. Soft Skills:
- Kommunikationsfähigkeit z.B. im Mitarbeiter*innen-, Kritik-, Entwicklungsgespräch, konstruktiven Feedback
- extrinsische Motivation
- Empowerment: Coaching, Mentoring
- Facilitation, Visualisierungs-, Moderationsfähigkeiten
- Engagement, Verkaufs-, Präsentationsfähigkeiten
- Konfliktfähigkeit, Kritikfähigkeit
- Ausdruckfähigkeit, Charisma
- interkulturelle Kompetenz
- Teamfähigkeit
- Rollenverhalten, Durchsetzungsfähigkeit, Begeisterungsfähigkeit
- Rollenwechselfähigkeit, Anpassungsfähigkeit
- Offenheit, Ankopplungsfähigkeit
- …
Emotionale Kompetenzen
Entwicklung der Potentiale, Persönlichkeit und der Selbststeuerung als Individuum führen zu umfangreicherer emotionaler Kompetenz, die auch als personale Kompetenz oder Handlungs- und Aktivitätskompetenz bezeichnet wird:
- #Begeisterung, Neugier, intrinsische Motivation, Kreativität
- Selbstbewusstsein, Zutrauen, Achtsamkeit
- Autonomie, Authentizität
- Bindungsfähigkeit
- Vertrauen, Empathie
- Weltanschauung, Glaubenssätze
- Haltungen, Werte
- innere Antreiber
- emotionale Bewertungen und Reaktionen
- Zuversicht, Mut
- (Neu)-Entscheidungen
- Beziehungsfähigkeit
- Angst, Strukturbedürfnis, Kontrollbedürfnis
- Trauer, Veränderungsfähigkeit
- Eigeninitiative, Eigenmotivation, Handlungs- / Aktivitäts- / Umsetzungsfähigkeit, Selbstdisziplin
- Selbstreflexionsfähigkeit
- Entscheidungsfähigkeit
- Resilienz, Stressresistenz
- (Selbst)-Verantwortungsbewusstsein
- …
Systemkompetenz
Systemische Kompetenz beschreibt die Fähigkeit, sich in Systemen wie Unternehmen, Organisationen, Gruppen, Teams, Familien, Partnerschaften zu bewegen, sich nach den Werten des Systems authentisch zu steuern und die förderlichen Verhaltensweisen einzusetzen. Gleichzeitig ist hier die Kompetenz angesiedelt, die Elemente des Systems zu reflektieren und wirksame Veränderungsimpulse in das System zu geben,
Die vorstehend angesprochenen Systeme sind soziale Systeme, die aus Menschen bestehen. Die persönlichen Fähigkeiten von der Fachkompetenz bis zur emotionalen Kompetenz wirken auf der Systemebene. Hierbei geht es nicht nur um die eingesetzten Managementtheorien und Techniken, sondern auch um die durch die Menschen verkörperten, gelebten Werte und die durch das gelebte Verhalten entstehende Kultur als Perspektiven der systemischen Kompetenz.
Im Hinblick auf die agile, digitale Transformation oder Entwicklung von New Work Kulturen sind bspw. die gelebten Prinzipien zu Fairness, Transparenz, Überprüfen und Anpassen (Fehlerkultur, Veränderungsaffinität, Risikobereitschaft), Achtsamkeit (Mindfulness), Wertschätzung und Vertrauen zu verändern.