Agile Prinzipien – eine Definition
Agile Prinzipien bilden die Mitte des agilen Dreiklangs aus Werten, Prinzipien und Werkzeugen. Sie bestehen aus Handlungsanweisungen und Verhaltensanweisungen auf Basis der agilen Werte und Motive. Agile Prinzipien sind die Wegbereiter für das Sichtbarwerden einer agilen Kultur, insbesondere wenn innovative Wege eingeschlagen werden. Agilität steht für innovative Wege, wenn unbekannte Lösungswege, unkonkrete Ziele, Unsicherheit, Volatilität die Situation bestimmen. Das agile Prinzip Auf Sicht steht hier dem klassischen Prinzip Plan gegenüber.
Agile Prinzipien zur Veränderungsaffinität
Auf Sicht
Agilität ist für die schnelllebige VUCA-Welt gedacht, daher werden Änderungen erwartet und begrüßt. Das Annehmen dieser Änderungen macht Kunden, Verbraucher, Enduser und alle anderen betroffenen Menschen glücklicher. Dieses agile Prinzip ist somit Ausdruck der agilen Werte Wertschätzung, Diversität, Autonomie / individuelles Wachstum und Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit meint hier, Verschwendung für Planungen zu vermeiden, die eh verworfen werden (moving targets).
Überprüfen und Anpassen
Inspect and adapt (Überprüfen und Anpassen) gehören zu den Säulen der Scrumethik (agiles Projektmanagement) und steht für eine in kurzen Zyklen wiederholte Reflexion der Ziele, des Erreichten, des Umgesetzten, des Weges, der Zusammenarbeit, … Review, Daily Standup oder Retrospektive sind agile Tools, die dieses Prinzip ins tägliche Tun einfließen lassen. Hier stecken die Werte zu Wachstum, Verbesserung und Anpassung an den Wandel wie beim Prinzip Auf Sicht drin.
Umstände und Zufälle
ist ein agiles Prinzip aus dem Entrepreneurship oder Effectuation-Ansatz. Dieses agile Prinzip widmet sich ebenfalls der Veränderungsaffinität, rückt jedoch die situative Ressourcenorientierung und Mittelorientierung oder das Nutzen von Chancen, Glück und die Wachheit / Offenheit in den Fokus.
Systemische Organisationsentwicklung auch im öffentlichen Sektor integriert diese Perspektiven in Beratungsprozesse.
Der Mensch mit seinem Selbstentfaltungshunger in den agilen Prinzipien
Augenhöhe <) (>
gehört zu den agilen Prinzipien und steckt hinter #augenhöhe. Das agile Prinzip Augenhöhe <) (> steht für die Gleichwertigkeit von Menschen in gelingenden Beziehungen. In der agilen Projektmanagementmethode Scrum sind bspw. Mitglieder des Entwicklungsteams als gleichwertig definiert, unabhängig von Profession, Ausbildung, etc. Augenhöhe kann auch zwischen verschiedenen Rollen gelebt werden, z.B. zwischen geführten und führenden Menschen. Das erforderliche agile Mindset ist Teil der Rolle agile Coach.
Authentizität
basiert auf den agilen Werten Offenheit, Transparenz und Respekt. Authentizität ist im Scrum durch das Leben und Verkörpern der agilen Prinzipien und Werte verankert. In anderen Zusammenhängen ist Authentizität sichtbarer Ausdruck einer Vertrauenskultur, die von Mitarbeitenden und Führungskräften gelebt wird. Im Zusammenhang mit Mindfulness Leadership oder emotional awareness (Achtsamkeit) ist dieses Prinzip Wegbegleiter zu den Entwicklungsstadien „be agile“ und „live agile“.
Face2Face
bedeutet als agiles Prinzip, dass sich Menschen on-site, in Präsenz, vor Ort, real, von Angesicht zu Angesicht begegnen. Dies ist Ausdruck der Ressourcenorientierung und der Wertschätzung für die menschliche Natur als soziales Wesen, welches in gelingenden Beziehungen wächst. Hier sieht man auch, dass Agilität oder New Work nicht zwangsläufig Digitalisierung bedeutet. Allerdings ist mit remote, online, virtuell auch die Reduzierung der Verschwendung von Lebenszeit oder Arbeitszeit möglich, was auch ein agiles Prinzip ist.
Sicherheit, Struktur, Framework
Timeboxing in kleinen Schritten
ist ein sehr facettenreiches agiles Prinzip. Eine Facette steckt in der zeitlichen Strukturierung. Jedes agile Werkzeug wie ein Daily Standup bekommt einen festen Zeitrahmen von bspw. 15 Minuten. Andere Tools stehen für eine Phasendauer von wenigen Tagen bis zu maximal 3 Monaten (OKR-Methode). Dieses Prinzip sorgt für Fokus (agiler Wert). Baby steps, slow grow oder Potentialentfaltung bringen mit den kleinen Schritten ebenfalls Sicherheit und im Idealfall Begeisterung. Zumindest sollte dem nächsten Schritt im Sinne von Konsent nichts entgegenstehen. Mehr im Entwicklungspfad „Projekte erfolgreich managen“ als online Seminar oder Einzel-Coaching.
Interaktion
Menschliche Individuen sollen entsprechend dem agilen Wert Kommunikation immer wieder miteinander in Austausch treten. Kollektive Intuition / Intelligenz, Diversität und Multiperspektivität sind dabei gewünschte Effekte in der Kollaboration, um der Unsicherheit, Komplexität und Volatilität in der VUCA-Welt zu begegnen. Die menschliche Fähigkeit, komplexe Muster zu bilden, erhöht somit die Sicherheit. Zusätzlich schaffen Co-creation oder häufige Einbindung des Kunden z.B. im Review-Meeting mehr Zufriedenheit und reduzieren die Unsicherheiten durch kontinuierliche (Teil-)Abnahme und Teilhabe am Entstehungsprozess.
Leistbarer Verlust oder Smartes Scheitern
Wenn man nicht wie die NASA 25 Jahre für die Vorbereitung eines Missionsstarts brauchen möchte, ist ein ressourcenorientierter Blick auf den leistbaren Verlust angebracht. Dieser Blick soll den frühen Ausstieg bei nicht schmerzhaften Verlusten ermöglichen. Das agile Prinzip tritt manchmal in den Hintergrund, denn häufig findet man ein Commitment, mit dem Ressourcen und Mittel für einen kurzen, definierten Zeitraum zur Verfügung zu gestellt und lösungsorientiert eingesetzt werden. Allerdings weiß man nicht gewiss, ob man eine Lösung realisieren wird. Das Prinzip Smart Scheitern soll auch verhindern, dass man zu lange und beharrlich ein totes Pferd reitet.
New-Work-Kulturen aus Sicht agiler Prinzipien
Agile Prinzipien – situationsspezifisch gereift
Agilität kann nicht ohne New Work und umgekehrt. Aus diesem Grund ist es sinnvoll eigene Werte und Prinzipien zu entwickeln, die zur jeweiligen Unternehmung / Organisation passen. Die eigenen Wurzeln, die eigene Identität, die Mission, … sollten sich in den Prinzipien wiederfinden, was wiederum Authentizität bedeutet. Agile Werkzeuge, Kreise und Netzwerke aus dem agilen Mindset sind Beispiele für das Zusammenarbeiten in Workshops, Open Space oder Barcamps.
- Aktive Beteiligung
- Angemessene Komplexität, Individualität und Diversität schätzen
- Ausrichtung an Menschen und Organisationen in ihrer Einmaligkeit
- Entscheidungsfindungen basieren auf transparenten Beratungsprozessen
- Handeln im Hier und Jetzt
- Kleine Teams
- Kontinuierliche Veränderung durch Reflexion
- Selbstorganisation, Selbstführung
- Sinn stiften
- Stärkenorientierung
- Suche nach Ganzheit
- Vereinbarungen und Partnerschaften
- Vertrauensprinzip
- Wertschöpfung durch Wertschätzung