Agiles Mindset – eine Definition
Agiles Mindset (agile mindset, digital mindset) bedeutet im Sinne der des agilen Werkzeugs Ambidextrie, die rechte und linke Gehirnhälfte zu benutzen. Agiles Mindset ist eine geistige Einstellung für agiles Arbeiten in der digitalen Transformation unter dem Einfluss von New Work. Agiles Mindset wird auch als agile Haltung oder agile Einstellung bezeichnet und könnte aus der psychologischen Sicht der Transaktionsanalyse agiler Bezugsrahmen heißen. Der Entstehungsprozess für ein agiles Mindset wird anhand des persönlichen Mindsets (↓) beschrieben.
Agiles Mindset vs. digital mindset
Agilität bezieht sich nicht mehr nur auf agile IT-Projekte, sondern auch auf agile Unternehmen, agile Organisationen, agile Verwaltungen und ist mit der digitalen Transformation der Gesellschaft verbunden. Das agile mindset ist also auch ein digital mindset und nicht nur für digital natives. Das gelebte agile Mindset ist dabei stets ein individuelles Mindset, was jeder Mensch in die digitale, online und agile, on-site Zusammenarbeit einbringen kann. Agile Prinzipien wie Face2Face oder Kollaboration waren nämlich ursprünglich mit Präsenz, räumlicher Nähe und Vorort (on-site) verknüpft, was die Corona-Pandemie zumindest zeitweise änderte.
Kernbereiche des agile mindset
Ein agiles Mindset resultiert aus und wirkt in fünf Kernbereichen. Diese Kernbereiche sind:
- agiles Team
- agile Werte
- agile Prinzipien
- Netzwerk / Kreise
- agile Kultur
Das agile Team im agile mindset und digital mindset
Der agile Wert Einfachheit und das agile Prinzip kleine Teams führen in Kombination dazu, Aufgaben so weit zu vereinfachen, dass diese Aufgaben in kleinen, interdisziplinären, agilen Teams mit 3 – 11 Personen vollständig beraten, entschieden und abgearbeitet werden können. Vollständig Beraten und Entscheiden setzt den agilen Wert Transparenz voraus. Hier ist das digital mindset eine gute Ergänzung, denn mit Hilfe vom Kollaborationssoftware können Informationen geteilt, Beratungsprozesse über große Distanzen, unterschiedliche Medien und Zeitzonen hinweg durchgeführt oder in unterschiedlichen Sprachen stattfinden. Außerdem können Entscheidungen z.B. mittels Voting herbeigeführt werden, so dass insgesamt das agile Prinzip aktive Beteiligung gelebt wird. Das agile Team ist in der Scrumethik eine tragende Säule und zugleich ein reifes Team aus den Aspekten der Gruppendynamik und der sozialen, emotionalen Reife. Agile Teams sind selbstorganisierende Teams bis selbstführende Teams, so dass es sich hierbei um adaptierte agile Werkzeuge für die agile Unternehmensführung oder die agile Organisation handelt. In der Soziokratie einschließlich der Holacracy® wird auch der Begriff Kreis verwendet. Kreise können Entwicklungsteams, das Scrum-of-scrums oder der Steuerkreis sein, wobei letzter auch als Projektorgan aufgefasst werden kann. Auch Aspekte aus Excellence Teams und High Performance Teams werden mit agilen Teams verknüpft. Die Spannweite in der agilen Tool-Ausprägung ist demzufolge groß, jedoch ist allen Ansätzen gemein, dass es mehr Klarheit zu den Perspektiven gibt:
- Rollen
- Selbstorganisation
- Gleichwertigkeit / Augenhöhe
- Teamverfassung (Zweck (Purpose), Sinn, Werte, Prinzipien)
- akzeptierte Führung / Delegation von Führungsaufgaben
- Kommunikation
Agile Werte machen agiles Mindset
Verschiedene agile Methoden definierten ihre agilen Werte. Generell ist die Auswahl eigener Werte unerlässlich, damit sie Bestandteil einer Kultur und eines agilen Mindsets unter Einbeziehung des agilen Prinzips Authentizität werden. Einige agile Werte losgelöst von den Grenzen einer agilen Methode sind hier orange geschrieben.
Agile Prinzipien für ein agiles Mindset
Die agilen Prinzipien sind Handlungsanleitungen auf Basis der agilen Werte und führen zur Auswahl digitaler oder agiler Werkzeuge für das agile Arbeiten. Agiles Mindset wird durch Verhalten und Handlungen auch außerhalb von agilen Tools sichtbar. Einige agile Prinzipien losgelöst von den Grenzen einer agilen Methode sind blau geschrieben.
Netzwerk, Kreise, doppelte Verbindungen
Das Netzwerk ist das neue vorherrschende Strukturelement im agilen Mindset, welches die Pyramide und die Hierarchie ablöst. Bildlich ist ein Vergleich mit dem menschlichen Gehirn möglich, dass aus ganz vielen vernetzten Gehirnzellen besteht. Eine Gehirnzelle führt niemals über nur eine Beziehung zum Vorgesetzten einen Informationsaustausch durch, sondern ist stets mit anderen Gehirnzellen verbunden und bezieht somit verschiedene Informationsquellen und Sinne ein. Gehirnzellen sind außerdem ein ganzes Leben lang fähig, neue Verknüpfungen zu bilden, wenn #Begeisterung im Spiel ist. Ein Netzwerk ist ein ebenfalls dynamisches und anpassungsfähiges Strukturelement. Als Strukturelement soll es den menschlichen Strukturhunger stillen und Sicherheit geben. Auch die agilen Werte spielen hier hinein, denn die vernetzten Menschen stärken sich gegenseitig in vertrauensvollem Miteinander. Das Netzwerk steht für Wachstum, denn die Anzahl der Verknüpfungen steigt und somit auch die Leistungen und die #Begeisterung.
Gelingende Beziehungen in agilen Teams sind stärker ausgeprägt als in Netzwerken. Gruppen und Teams als soziale Systeme neigen zur Abgrenzung nach außen. Daher entstand das Modell der verbundenen Kreise oder der doppelten Verbindung zwischen Teams, damit zumindest die Steuerungsentscheidungen durch Repräsentanten aus den anderen Teams mitgetragen werden. Das Modell kann auch auf fachliche Teams oder Teams mit gleichen Rollen wie Controlling, Führung, HR Business Partner oder Innovation übertragen werden. Das Modell ist schon komplizierter, jedoch kommen bei einem Netzwerk auch die Beziehungen in den Teams und zu Menschen außerhalb der Teams hinzu. Teams sind dann bildlich gesprochen Sternbilder in der Sternenansammlung einer Galaxie.
Agile Kultur vs. agiles Mindset
Eine authentische Kultur entsteht durch die Handlungen von Menschen in der Vergangenheit bis zur Gegenwart. Kultur wird durch die sozialen Beziehungen der Menschen untereinander gebildet. In den sozialen Beziehungen findet außerdem Kommunikation statt, die zu einer gemeinsamen Ethik führt. Ein agiles Mindset umfasst somit auch ein Menschenbild mit Augenhöhe. Menschen in Teams, Organisationseinheiten und Unternehmen sind die Kulturträger und gleichzeitig die Kulturschaffende. Diese Verknüpfung im Individuum ermöglicht den agilen Entwicklungsprozess, bei dem persönliches Mindset, digitales Mindset und agiles Mindset zusammenfließen. Dies ist ein reziproker Prozess, denn er findet bei jedem Individuum, im Team als Teamentwicklung, in der Organisation als Organisationsentwicklung oder Unternehmensentwicklung statt. In diesem Kontext führt es zur agilen, digitalen Transformation, New Work, Teamarbeit, agiles Arbeiten, Beratungsprozessen und Entscheidungsprozessen für die Entscheidungsfindung in Netzwerken, Kreisen und Teams mit doppelten Verbindungen..
Wenn es durch eine Unvereinbarkeit der Haltungen, Meinungen, Sichtweisen, … zu einem Bruch mit der Organisation / Unternehmen in der Kultur kommt, ist externe Moderation eine Lösung, um die agile, digitale Transformation wieder in Gang zu bringen. Ereignet sich der Bruch zwischen Organisation und Person beim persönlichen Mindset oder Führungsmindset kann Coaching Abhilfe und Rollenannahme schaffen.
Persönliches Mindset und seine Entstehung
Jeder Mensch bildete im Laufe seines Lebens und seiner Persönlichkeitsentwicklung seine persönliche Haltung und Einstellung zum Leben aus, was auch als persönliches Mindset, Weltsicht, Menschenbild oder Bezugsrahmen bezeichnet wird. Dieses persönliche Mindset basiert auf den:
- mitbekommenen Talenten,
- genutzten Potentialen,
- gemachten Erfahrungen und
- übernommenen Werten.
Aufgrund dieser persönlich entwickelten Wertvorstellung sind dann manche Motive „ehrbare“ Motive oder manche Verhaltensweisen „gut“, „richtig“ oder „zweckdienlich“. Sprich zu einem persönlichen Mindset gehören sogenannte Glaubenssätze. Glaubenssätze bilden für den individuellen Menschen einen festen, haltgebenden Bezugsrahmen. Auf Basis dieses Bezugsrahmens werden Bewertungen vorgenommen, auch Abwertungen oder Aufwertungen von sich selbst, anderen, Situationen, Alternativen, Veränderungsmöglichkeiten, Veränderbarkeit, Beeinflussbarkeit, … Dieser Prozess ist i.d.R. so stabil oder Sicherheit gebend, dass man auf die Frage „Was fühlst Du?“ die Antwort „Ich fühle mich gut“ bekommt. „Gut“ ist eine Wertung und Schulnote, die die körperlichen Reaktionen und die daraus entstehende Gefühlsbildung bewertet, jedoch nicht die Gefühlslage beschreibt.
Das persönliche Mindset spiegelt sich also in allen emotionalen, intuitiven, rationalen, subjektiven, objektiven, konstruktiven und destruktiven Verhaltensweisen wider. Diese Verhaltensweisen des Individuums nehmen wiederum andere Individuen aus der Umwelt auf Basis ihres persönlichen Mindsets wahr. Manche sprechen daher eher von einer Wahrgebung als einer Wahrnehmung, da jeder Mensch seine individuellen Wahrnehmungsfilter und Schutzmechanismen hat. In der Systemtheorie und dem Konstruktivismus nennt sich dies Realitätskonstruktion. Der Volksmund nähert sich diesen Realitätskonstruktionen ggf. zum eigenen Schutz oft in Verbindung mit Abtrennung oder Abwertung, z.B. weil man „in einer Lüge lebt“ oder „Bettnässer meinen, sie schwitzen“. Vorurteile führen zu denselben Prozessen. Auch Vorurteile haben den Zweck, Situationen schnell und ohne aufwendiges Denken zu bewerten, um fertige Reaktionsmuster auszulösen. Gregory Bateson 🌐 beschreibt diesen Teil der menschlichen Wahrnehmung und des menschlichen Verhaltens im folgenden Video bei YouTube 🌐.
Ein Mindset ist also etwas „Gesetztes“, Stabiles, Haltgebendes und Effizienzsteigerndes, egal ob es persönliches Mindset, agiles Mindset, Führungsmindset oder digital mindset heißt. Mindset ist dennoch veränderbar, wenn man eine Veränderung möchte und wenn man es schafft, neue Erfahrungen ohne Abwertungen zuzulassen oder vergangene Erfahrungen anders bewertet. Kennst Du Sprüche wie „Ich hab’s ja gewusst“, „Es war nicht anders zu erwarten“. Hier schlägt die Passivität zu, um sich vor der Anstrengung oder dem Stress einer Veränderung zu schützen. Wut, Mut und #Begeisterung sind Wege aus der Passivitätsfalle, aber auch Coaching. Viele Coachees schätzen gerade den Mindset Coach im Chancen Navigator, insbesondere beim #ankommen im agilen Kulturwandel und bei New Work.