Konsens und wei­te­re agi­le Tools zur Ent­schei­dungs­fin­dung und Kon­flikt­lö­sung auf Ba­sis des „The Tho­mas-Kil­mann Con­flict Mo­de In­stru­ment“

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Th­omas-Kil­mann-Mo­dell mit Kon­sens und wei­te­ren Er­gän­zun­gen

Im Buch „The Tho­mas-Kil­mann Con­flict Mo­de In­stru­ment“ von Tho­mas, Ken­neth W., and Kil­mann, Ralph H.E. (1974) wur­den die fünf im Bild bläu­lich dar­ge­stell­ten Ty­pen der Kon­flikt­lö­sung von Ver­mei­den bis Zu­sam­men­ar­beit he­raus­ge­ar­bei­tet. Die 5 Ty­pen der Kon­flikt­lö­sung be­rück­sich­ti­gen die Di­men­si­on der ei­ge­nen In­te­res­sen und die Di­men­si­on der In­te­res­sen der An­de­ren. Je hö­her die Ori­en­tie­rung am ei­ge­nen In­te­res­se ist, je hö­her ist der Durch­set­zungs­wil­le. Je hö­her die Ori­en­tie­rung am In­te­res­se der an­de­ren ist, je hö­her grö­ßer ist der Wil­le zur Zu­sam­men­ar­beit.

Vie­len Kon­flik­ten kann man be­geg­nen, wenn die be­trof­fe­nen Men­schen bei der Ent­schei­dungs­fin­dung be­rück­sich­tigt wer­den. Dies führ­te zur Er­gän­zung der lo­se-und win-Pers­pek­ti­ve je­weils aus der Sicht der ei­ge­nen In­te­res­sen und der In­te­res­sen der an­de­ren. Die­se Klas­si­fi­ka­ti­on von Kon­flikt­lö­sun­gen und We­gen der Ent­schei­dungs­fin­dung ist Be­stand­teil von Se­mi­na­ren im Pro­jekt­ma­na­ge­ment ist, und bil­det auch zwei der wich­tigs­ten Füh­rungs­auf­ga­ben ab, näm­lich Ent­schei­den und Kon­flik­te lö­sen.

Die ur­sprüng­li­chen Typen Ver­mei­den / Auf­ge­ben, Nach­ge­ben, Durch­set­zen / Ge­win­nen / Zwang, Kom­pro­miss und Zu­sam­men­ar­beit / Ko­ope­ra­ti­on aus dem Tho­mas-Kil­mann-Mo­dell er­gänz­te ich um agi­le Werk­zeu­ge wie Kon­sens, Kon­sent, Am­bi­dex­trie usw., die auch in an­de­ren Me­tho­den aus dem Zweig der So­zio­kra­tie vor­kom­men, zu de­nen auch die Ho­lo­kra­tie (Ho­la­cra­cy ©) ge­hört. Kon­sens und Kon­sent sind zwei Tools zur Ent­schei­dungs­fin­dung, die Kern­be­stand­tei­le der agi­len Zu­sam­men­ar­beit sind, eben­so wie die So­wohl-als-auch-Hal­tung bzw. das So­wohl-als-auch-Prin­zip.

Zu­sätz­lich ist das Rei­fe­grad­mo­dell der Ich-Ent­wick­lung 🌐 nach Ja­ne Loe­vin­ger im Bild er­gänzt wor­den. Die­ses Mo­dell wur­de auch von Fre­de­ric La­loux im Buch „Re­in­ven­ting Or­ga­ni­za­ti­ons“, von Sven­ja Ho­fert im Buch „Agi­ler Füh­ren“ und an­de­ren ver­wen­det. Man sieht dies an den Stu­fen-Be­zeich­nun­gen E2 / E3, E4 – E9. Das Tho­mas Kil­mann Mo­dell zur Kon­flikt­lö­sung und Ent­schei­dungs­fin­dung ist al­so up to date.

Die Loo­se-loo­se-Si­tua­ti­on vor dem Kon­sens

Beim Ver­mei­den wird ein Kon­flikt nicht an­ge­spro­chen oder ei­ne Ent­schei­dung nicht ge­trof­fen. „Aus­sit­zen“, Pas­si­vi­tät oder Lais­sez-fai­rer Füh­rungs­stil um­schrei­ben die­se Si­tua­ti­on der (Nicht-) Ent­schei­dungs­fin­dung. Da-kann-man-nichts-ma­chen-Hal­tun­gen oder Ja-/Nein-Sa­ger-Men­ta­li­tä­ten sind Aus­druck der per­sön­li­chen Rei­fe für die je­wei­li­ge Si­tua­ti­on ein­schließ­lich der Be­zie­hungs­as­pek­te. Letz­ten En­des wer­den die ei­ge­nen In­te­res­sen und Be­dürf­nis­se wie die des an­de­ren Men­schen auf­ge­ge­ben, so dass ein Kon­sens nicht mög­lich ist. Im Sin­ne der im­puls­ge­steu­er­ten Stu­fen E2 / E3 be­deu­tet dies, dass kör­per­li­che und so­zia­le Be­dürf­nis­se durch­aus kurz­fris­tig in ego­zen­tri­scher Wei­se von Be­deu­tung sind, so dass Durch­set­zen und Nach­ge­ben wie bei ei­nem trot­zi­gen, stör­ri­schen Kind oder bra­ven, lie­ben Kind mög­lich wer­den. Die Ver­ant­wor­tung für das ei­ge­ne Le­ben, die Vi­si­on, … wird je­doch nicht über­nom­men, so wer­den ger­ne an­de­re als Schul­di­ge dar­ge­stellt. Ver­ant­wor­tung wird hier auf­ge­ge­ben bzw. ver­mie­den. Manch­mal tritt auch ein ma­gi­scher Glau­be zu­ta­ge, nach dem al­les von ei­ner „gött­li­chen“ Ins­tanz ge­rich­tet wird oder durch das Schick­sal be­stimmt ist.

Wenn man kei­ne an­de­ren Lö­sungs­we­ge mehr kennt oder bei äu­ße­rem Druck / Stress, ver­fällt man in die psy­cho­lo­gi­sche Re­gres­si­on, al­so in ein­en tem­po­rä­ren Ruck­fall auf frü­he­re Ent­wick­lungs­stu­fen. Letz­ten En­des kann die Re­gres­si­on bis zu den ar­cha­ischen Ver­hal­tens­mus­tern An­griff, Ver­tei­di­gen und Tot­stel­len / Er­star­ren zu­rück­ge­hen. Letz­ten En­des be­deu­tet dies für die Rei­fe­grad­mo­del­le, dass die Rei­fe­gra­de durch­gän­gig sind und man vom Er­rei­chen ei­ner Stu­fe spricht, wenn sich die Merk­ma­le der je­wei­li­gen Stu­fe in ver­schie­de­nen Be­zie­hun­gen und Le­bens­be­rei­chen eta­blier­ten.

In der Trans­ak­ti­ons­ana­ly­se nennt sich die Loo­se-loo­se-Si­tua­ti­on in der durch Wie­der­ho­lung ver­fes­tig­ten Grund­hal­tung „ich-bin-nicht-okay / du-bist-nicht-okay“ die schi­zo­ide Grund­hal­tung oder die Grund­hal­tung der Sinn­lo­sig­keit oder Ver­zweif­lung. Wird „Auf­ge­ben / Ver­mei­den“ also als sich wie­der­ho­len­des und de­struk­ti­ves Mus­ter er­kannt, kann Ver­än­de­rung und #Ent­fal­ten be­gin­nen.

Ent­schei­dungs­fin­dung mit Loo­se- und Win-An­tei­len

In der Stufe E4 gibt es kla­re Vor­stel­lun­gen von Re­geln und man ord­net sich ger­ne in Sys­te­me (z.B. Or­ga­ni­sa­tio­nen, Un­ter­neh­men) ein. Re­geln, Dis­zi­plin, Ap­pel­le an Pflicht und Schuld­ge­füh­le hel­fen beim Durch­set­zen. Auf der an­de­ren Sei­te gibt es auch das Nach­ge­ben, was zur ins­ge­samt cha­rak­te­ris­ti­schen Schwarz-Weiß-Denk­wei­se der Stu­fe E4 führt. Die Im­pul­se aus dem Du-oder-Ich-Den­ken oder dem As­pekt der Ge­sichts­wah­rung wer­den durch Re­geln bei der Ent­schei­dungs­fin­dung ge­dämpft. Kom­pro­mis­se sind mög­lich, eben­so wie das Vo­tum der Mehr­heit oder das Ve­to. Bei all die­sen For­men der Ent­schei­dungs­fin­dung und Kon­flikt­lö­sung bleibt ein mehr oder we­ni­ger gro­ßes Win (Ge­win­nen) oder Loo­se (Ver­lie­ren) für die ei­ge­nen In­te­res­sen oder die des an­de­ren Men­schen ent­hal­ten, so dass ein Kon­sens nicht mög­lich ist.

Auch Füh­rungs­kräf­te, die das Durch­set­zen, Ge­win­nen und Ver­kau­fen von Ent­schei­dun­gen ler­nen, ent­wi­ckeln sich per­sön­lich nicht wei­ter als die­je­ni­gen, die nach­geben, denn bei­des sind die un­ter­schied­li­chen Sei­ten der­sel­ben Me­da­il­le. Nar­ziss­ten und Alt­ru­is­ten ent­ste­hen hier, wenn sich die Ver­tre­te­r*in­nen bei­der Ty­pen nicht wei­ter ent­wi­ckeln und wenn es ge­nü­gend Op­por­tu­nis­ten gibt, die sich un­ter­ord­nen im Sin­ne von Nach­ge­ben oder die den ver­ant­wor­tungs­tra­gen­den Men­schen („gött­li­che Ins­tanz“) von der E2/E3-Pers­pek­ti­ve aus se­hen.

Ent­wick­lungs­we­ge für die Ent­schei­dungs­fin­dung und Kon­flikt­lö­sung be­ste­hen in der ver­än­der­ten Ver­tei­lung von Ver­ant­wor­tung und der Er­laub­nis Re­geln in Fra­ge zu stel­len und an­zu­pas­sen, wel­che z.B. im agi­len Prin­zip Über­prü­fen und An­pas­sen ent­hal­ten ist. Per­sön­li­che Ent­wick­lung und der Auf­bau von tief­grei­fen­den Be­zie­hun­gen auf Au­gen­hö­he zu Men­schen mit an­de­rem Rang, an­de­rer Her­kunft, an­de­rem so­zia­len Sta­tus oder an­de­ren Rei­fe­sta­di­en wer­den mög­lich und hel­fen eben­falls, sich in der Py­ra­mi­de oder dem Or­ga­ni­gramm neu zu ori­en­tie­ren und sich auf Netz­wer­ke ein­zu­las­sen. Ei­ne Ent­wick­lung vom Was­ser­fall-Pro­jekt­ma­na­ge­ment zum li­ve agi­le ist im Bei­trag Was­ser­fall – agi­les Pro­jekt­ma­na­ge­ment – 5 In­seln der Agi­li­tät ent­hal­ten.

Win-win-Si­tua­tio­nen bei Ent­schei­dungs­fin­dung und Kon­flikt­lö­sung – Die Vor­stu­fe zum Kon­sens

Win-win legt den Fo­kus auf das Aus­han­deln ei­ner Lö­sung unter gleich­wer­ti­gen Ak­teu­ren, die bei­de Sei­ten durch die Ent­schei­dungs­fin­dung stärkt. Das Prin­zip Au­gen­hö­he und das Se­hen der Ak­teu­re in ih­rer Ge­samt­heit ste­hen so­mit im Vor­der­grund. Die Lö­sung kann auch Zu­sam­men­ar­beit um­fas­sen. Letz­ten En­des steht hin­ter die­sem Win-Win-Ent­schei­dungs­fin­dungs­mo­dell ei­ne Hal­tung, die sich von ego­-zen­tri­scher, kurz­fris­ti­ger Ge­winn­ma­xi­mie­rung, ­Macht­spie­len, Über­vor­tei­len oder ge­wief­ten Ge­schäfts­prak­ti­ken un­ter­schei­det.

Ko­ope­ra­ti­on ist das zweck­ge­rich­te­te Zu­sam­men­ar­bei­ten bzw. Zu­sam­men­wir­ken von zwei oder mehr Ak­teu­r­*in­nen. Die Zu­sam­men­ar­beit ist auf das Er­rei­chen ge­mein­sa­mer Zie­le aus­ge­richtet. Die Zu­sam­men­ar­beit be­in­hal­tet so­mit ei­ne ge­mein­sa­me Ab­sicht. Ko­ope­ra­tio­nen kön­nen da­her auch ge­mein­sa­me Wer­te, Prin­zi­pi­en oder Werk­zeu­ge um­fas­sen, die sich letz­ten En­des in den Zie­len aus­drü­cken soll­ten, um Kon­flik­ten vor­zu­beu­gen. Die­se vers­chie­de­nen Per­spek­ti­ven sind Teil der Bei­trä­ge agi­le Wer­te, agi­le Prin­zi­pi­en, agi­le Werk­zeu­ge und agi­le Zie­le. Ein wich­ti­ges Merk­mal von Ko­ope­ra­tio­nen ist die wirt­schaft­li­che Ei­gen­stän­dig­keit der Ak­­teu­re, was die Ko­ope­ra­ti­on z.B. von Part­ner­schaf­ten un­ter­schei­det. Gleich­zei­tig steckt in die­sem Punkt ein Un­ter­schei­dungs­merk­mal, denn Ko­ope­ra­tio­nen wer­den ein­ge­gan­gen, um

  1. Neu­­es ent­ste­hen zu la­ssen, was es vor­her noch nicht gab, oder
  2. Sy­ner­gi­en bei Be­ste­hen­dem zu nut­zen, z.B. durch ein ge­mein­sa­mes Be­schaf­fungs­ma­na­ge­ment (Ein­kauf), ei­nen op­ti­mier­ten Res­sour­cen­ein­satz, …

Zu­sam­men­ar­beit um­fasst das ge­mein­sa­me Zu­sam­men­wir­ken von zwei oder meh­re­ren Ak­teu­r*in­nen in ei­nem so­zia­len Sys­tem. Ko­ope­ra­ti­on ist da­her ei­ne Form der Zu­sam­men­ar­beit. Zu­sam­men­ar­beit as­so­zi­iert auch Grup­pen­ar­beit und so­mit das ge­sam­te Spek­trum von grup­pen­dy­na­mi­schen Pro­zes­sen über Mo­del­le zur so­zia­len, emo­tio­na­len Rei­fe bis hin zu leis­tungs­ori­en­tier­ten Mo­del­len auf dem Weg zu agi­len Teams, Sy­ner­gie-Teams, Ex­cel­len­ce oder High Per­for­man­ce Teams. Un­ter Zu­sam­men­ar­beit pas­sen auch an­de­re Be­grif­fe aus dem New-Work-Bereich wie z.B. Co­wor­king, Co-Crea­tion. Zu­sam­men­ar­beit ist so­mit der Kern für die wei­te­re Ent­fal­tung in Rich­tung Kon­sens, Kon­sent, …

Win-Win ist der ra­tio­na­lis­ti­schen Stu­fe E5 im von Sven­ja Ho­fert er­wei­ter­ten Loe­vin­ger-Mo­dell zu­ge­ord­net. Men­schen der Stu­fe E5 möch­ten sich ge­gen­über an­de­ren Men­schen her­vor­he­ben. Die­sem An­lie­gen steht das In­te­res­se an der Mo­ti­va­ti­on für mensch­li­ches Ver­hal­ten, die star­ke Aus­rich­tung an Stan­dards und die stark aus­ge­präg­te, kau­sa­le Ra­tio­na­li­tät ent­ge­gen. In Kom­bi­na­ti­on mit Selbst­kri­tik, stei­gen­der Re­fle­xi­ons­fä­hig­keit und zu­neh­men­der An­zahl an Per­spek­ti­ven in der VU­CA-Welt wird das wei­te­re #Ent­fal­ten und das Ver­än­dern der ei­ge­nen Hal­tung mög­lich. Die Lö­sun­gen im Coa­ch­ing un­ter­stüt­zen die­sen Ent­fal­tungs­pro­zess.

Konsens als Tool der Ent­schei­dungs­fin­dung und Kon­flikt­lö­sung

Konsens ist eine Me­tho­de zur Ent­schei­dungs­fin­dung, de­ren Wur­zeln nicht im agi­len Be­reich lie­gen, die den­noch meist der Agi­li­tät zu­ge­ord­net wird. Kon­sens be­deu­tet, dass al­le da­für sind. Kon­sens um­fasst al­so das Ein­stim­mig­keits­prin­zip. Kon­sens kann man nach mei­nem Em­pfin­den gut beim Plan­ning Po­ker ® zur Schät­zung der ToDo’s bzw. Ar­beits­pa­ke­te in der Scrum-Me­tho­de und im Ent­wick­lungs­pfad „Pro­jek­te er­folg­reich ma­na­gen“ als on­li­ne Se­mi­nar oder Ein­zel­coa­ch­ing er­le­ben. In an­de­ren Kon­tex­ten gleicht Kon­sens mehr dem Kom­pro­miss oder es gibt Macht­ele­men­te wie Ve­to-Recht, Mehr­heits­be­schlüs­se, … All dies führt im Kon­sens schnell zu ei­nem Ver­lust der Au­gen­hö­he und der Gleich­wer­tig­keit un­ter den teil­neh­men­den Men­schen mit teil­wei­se sehr frag­wür­di­gen grup­pen­dy­na­mi­schen Pro­zes­sen zur Um­stim­mung der „Ab­weich­ler­*in­nen“.

Konsens ent­ste­hen zu las­sen, nimmt da­her Zeit für viel of­fe­nen Aus­tausch in An­spruch. Die Ent­schei­dungs­fin­dung und Kon­flikt­lö­sung via Kon­sens ist auch für die be­tei­lig­ten Men­schen an­stren­gend. Ich setz­te ger­ne den De­le­ga­ti­on Po­ker ® ein, um die Ef­fi­zi­enz zu stei­gern und die Ef­fek­ti­vi­tät zu klä­ren. Beim De­le­ga­ti­on Po­ker ® wird in ei­nem of­fe­nen und trans­pa­ren­ten Aus­tausch­pro­zess Kon­sens oder Kon­sent her­ge­stellt und ent­schie­den, für wel­che Si­tua­tio­nen die Stu­fe 7 des Po­ker­spiels mit der De­le­ga­ti­on der Ent­schei­dungs­fin­dung an ein selbst­or­ga­ni­sier­tes Team in Fra­ge kommt oder wel­che Rol­le vor­her mit ei­ner der sechs an­de­ren Stu­fen zu Ent­schei­dun­gen ge­langt. Trans­pa­renz dient vor­beu­gend der Kon­flikt­lö­sung. De­le­ga­ti­on Po­ker ® ist ein gu­tes Mit­tel im Füh­rungs­kräf­te Coa­ch­ing, mit dem Füh­rungs­kräf­te ih­re vor­wie­gen­den Mus­ter bei der Ent­schei­dungs­fin­dung und Kon­flikt­lö­sung ana­ly­sie­ren kön­nen oder um mehr Selbst­ver­ant­wor­tung, Selbst­or­ga­ni­sa­ti­on, … im Team zu er­mög­li­chen.

Konsens ist von Sven­ja Ho­fert der selbst­be­stimm­ten Stu­fe E6 zu­ge­ord­net wor­den, was ei­ner kon­ven­tio­nel­len Stu­fe ent­spricht. Dies be­deu­tet, dass Men­schen am Kon­sens be­tei­ligt sind, die sich nicht mehr her­vor­he­ben wol­len, die res­pekt­voll, in­di­vi­du­el­le Un­ter­schie­de wahr­neh­men und Si­tua­tio­nen in ih­rer Kom­ple­xi­tät ab­wä­gen, oh­ne die­se zu simp­li­fi­zie­ren und ab­zu­wer­ten, z.B. durch Re­duk­ti­on auf die Kos­ten-Pers­pek­ti­ve. Men­schen auf die­sem Stu­fe ha­ben voll ent­wi­ckel­te, ei­ge­ne Wert­vor­stel­lun­gen. Men­schen agie­ren in die­sem Rei­fe­grad nicht mehr aus fes­ten Vor­stel­lun­gen her­aus, weil man es so macht oder et­was „al­ter­na­tiv­los“ im Sin­ne des po­li­ti­schen Schlag­wor­tes ist. De­bat­tie­ren dient dem Kund­ge­ben von Mei­nun­gen, nicht dem Ent­ste­hen von Kon­sens, nicht der Ent­schei­dungs­fin­dung und nicht der Kon­flikt­lö­sung. In­so­fern sind ei­ni­ge der ein­gangs be­schrie­be­nen Schwie­rig­kei­ten beim Kon­sens aus den As­pek­ten der Hal­tung und der in­di­vi­du­el­len und or­ga­ni­sa­tio­na­len Rei­fe er­klär­bar.

Konsent als Tool der Ent­schei­dungs­fin­dung und Kon­flikt­lö­sung

Konsent be­steht aus der Ent­schei­dung für et­was, so­lan­ge nichts da­ge­gen­spricht. Bei die­sem Ansatz zur Ent­schei­dungs­fin­dung und Kon­flikt­lö­sung geht es da­rum, sehr schnell zu gu­ten Ent­schei­dun­gen für den Au­gen­blick zu ge­lan­gen, um zweck­ge­rich­tet oder ziel­ge­rich­tet ins Tun zu kom­men. Ein­wän­de wer­den im of­fe­nen Aus­tausch be­grüßt und in­te­griert, weil be­rech­tig­te Ein­wän­de die Ent­schei­dungs­fin­dung, die Ent­schei­dung oder die da­raus re­sul­tie­ren­den Hand­lun­gen ver­bes­sern. Ängs­te, Be­den­ken, per­sön­li­che Wi­der­stän­de und In­te­res­sen wer­den nicht als be­rech­tig­te Ein­wän­de be­han­delt und ein Ve­to gibt es auch nicht. Ein er­prob­tes Vor­ge­hen für Mo­de­ra­to­r*in­nen der Kon­sent-Fin­dung ist, die ein­zel­nen Team­mit­glie­der nach der Re­le­vanz ei­nes Ein­wands für das Ins-Tun-kom­men zu fra­gen. Be­rech­tig­te Ein­wän­de wer­den so schnell im Team er­kannt. Ängs­te und Be­den­ken wer­den al­ler­dings nach der Be­schluss­fas­sung ge­sam­melt, um für spä­te­re, zyk­lisch durch­ge­führ­te Re­views mit ak­tua­li­sier­ter Ri­si­ko­be­trach­tung zur Ver­bes­se­rung der Ent­schei­dung und Hand­lun­gen zur Ver­fü­gung zu ste­hen. Zyk­lisch steht für die agi­len Prin­zi­pi­en Ti­me­bo­xing und Über­prü­fen und An­pas­sen.

Konsent als Tool be­in­hal­tet die Ab­kehr von der klas­si­schen Ma­na­ge­ment­sicht, Ent­schei­dun­gen auf Ba­sis der ab­so­lu­ten Er­kennt­nis zu tref­fen. Das Tool er­for­dert den agi­len Wert #Mut, denn Irr­tü­mer sind in ei­ner kom­ple­xen VU­CA-Welt mög­lich. Feh­ler im Sin­ne von sys­te­ma­ti­schen Feh­lern oder sich wie­der­ho­len­den Feh­lern durch Aus­blei­ben von Ler­nen oder Un­ter­las­sung von Ver­bes­se­run­gen sol­len durch den of­fe­nen Aus­tausch und Re­views ver­mie­den wer­den. Eben­falls herrscht ei­ne Will­kom­mens­kul­tur für Ein­wän­de, denn je­der Ein­wand kann die ge­trof­fe­ne Ent­schei­dung oder die da­rauf ba­sie­ren­den Hand­lun­gen zu je­dem Zeit­punkt ver­bes­sern. In­so­fern ver­sucht nie­mand die ein­mal ge­trof­fe­ne Ent­schei­dung zu ver­tei­di­gen oder in Stein zu mei­ßeln. Je­de Ent­schei­dung wird in dem #Ver­trau­en ge­trof­fen, dass es die best­mög­li­che Ent­schei­dung zum je­wei­li­gen Zeit­punkt war.

Konsent geht mit der per­sön­li­chen Ent­wick­lung der ers­ten post­kon­ven­tio­nel­len und re­la­ti­vie­ren­den Stu­fe E7 ein­her, so dass Ver­än­de­run­gen und Un­ter­schie­de be­grüßt wer­den. Dies schließt lang­sam auch den ei­ge­nen Blick auf die Welt ein, der die per­sön­li­che Wahr­neh­mung al­so die er­leb­te Re­a­li­tät kons­truiert. Ein­wän­de oder Sicht­we­isen an­de­rer wer­den da­her wert­ge­schätzt, denn in je­der Äu­ße­rung steckt doch die Mög­lich­keit, an­de­re und ei­ge­ne Sicht­wei­sen zu er­fah­ren und zu hin­ter­fra­gen.

So­wohl-als-auch-Hal­tung und dia­lek­ti­sche Welt­sicht

„Das Ma­na­ge­ment macht die Din­ge rich­tig. Füh­rung macht die rich­ti­gen Din­ge.“
(Pe­ter F. Dru­cker, US-ame­ri­ka­ni­scher Öko­nom), mehr Zitate zum Füh­ren und zur Füh­rung

Die­ses Zitat ist für mich sehr wer­tvoll, denn es zeigt die Un­ter­schie­de zwi­schen Ma­na­gen und Füh­ren oder Ef­fi­zi­enz und Ef­fek­ti­vi­tät. Am­bi­dex­trie be­schreibt die Fä­hig­keit von Or­ga­ni­sa­tio­nen bei­de As­pek­te gleich­zei­tig zu be­die­nen. Oh­ne das Lei­ten fehlt je­doch ein wich­ti­ges Ele­ment, was die Ent­schei­dungs­fin­dung und Kon­flikt­lö­sung steu­ert (mehr zum Lei­ten-Füh­ren-Ma­na­gen-Mo­dell). Zum agi­len Lö­sungs­weg auf Basis des Lei­ten-Füh­ren-Ma­na­gen-Mo­dells fin­det sich im Se­mi­nar agi­les Pro­jekt­ma­na­ge­ment mit Scrum und Sys­tem­blick oder un­ter der Re­fe­renz für ein Im­puls­re­fe­rat.

Am­bi­dex­trie steht auch für die So­wohl-als-auch-Hal­tung. Die­se Hal­tung der sys­te­mi­schen Stu­fe E8 be­dingt ei­ne Sicht auf die Welt, die sich bis zur in­te­grier­ten Stufe E9 zur dia­lek­ti­schen Welt­sicht wei­ter­ent­wi­ckelt. Mit der Stu­fe E9 und der im Bild nicht mehr auf­ge­führ­ten, flie­ßen­de Stu­fe E10 ist man frei von den Ein­flüs­sen der Sys­te­me, was Wer­te, Ein­stel­lun­gen, Prak­ti­ken (Pro­zes­se, Tools, Werk­zeu­ge, Ins­tru­men­te, …) an­be­langt. Al­le Er­fah­run­gen wer­den lau­fend neu be­wer­tet bzw. wer­den als Aus­druck der per­sön­li­chen Au­to­no­mie an­de­rer Per­so­nen und Sys­te­me oh­ne Wer­tung ste­hen ge­las­sen. Für die or­ga­ni­sa­to­ri­sche Ent­wick­lung gibt es bis­her kein Pen­dant zu die­sen per­sön­li­chen Ent­wick­lungs­stu­fen. Fre­de­ric La­loux un­ter­schei­det in sei­nem Buch „Re­in­ven­ting Or­ga­ni­za­tions“ noch die post­mo­der­nen, plu­ra­lis­ti­schen und evo­lu­tio­nä­ren Welt­sich­ten in Or­ga­ni­sa­tio­nen und Un­ter­neh­men, so dass man in Zu­kunft viel­leicht von ei­ner post­agi­len Ära spre­chen wird.

Bis zur sys­te­mi­schen Stu­fe E8 gibt es Tools, wie die Sys­tem­theo­rie und die sys­te­mi­sche, zir­ku­lä­re Fra­ge­tech­nik, die zur Kon­flikt­lö­sung und Ent­schei­dungs­fin­dung bei­tra­gen. Bei­de Tools un­ter­stüt­zen die Mul­ti­pers­pek­ti­vi­tät, wo­durch Kom­ple­xi­tät und Po­la­ri­tä­ten ins Han­deln in­te­griert wer­den. In den Be­zie­hun­gen zwi­schen Men­schen und Sys­te­men hel­fen die per­sön­li­che An­nah­me der Au­to­no­mie von An­de­ren und die An­nah­me ei­ge­ner zu­vor ne­ga­tiv er­leb­ter An­tei­le, die Auf­lö­sung von Ich-Pro­jek­tio­nen auf an­de­re, so­wie die Fä­hig­keit, sich wi­der­spre­chen­de As­pek­te und Mei­nun­gen zu in­te­grie­ren. Die­se As­pek­te ge­hen stär­ker auf Sicht­wei­sen, Hal­tun­gen, Wer­te, … ein, so dass letz­ten En­des auch die Sinn­ori­en­tie­rung von Or­ga­ni­sa­tio­nen, Füh­rungs­sys­te­men, … z.B. in Form des sinn­ori­en­tier­ten Füh­rens als Tool zur Ver­fügung steht.