Agi­le Zie­le vor dem Hin­ter­grund von Fo­kus und Ti­me­bo­xing

Der größ­te Un­ter­schied zwi­schen klas­si­schen Zie­len und agi­len Zie­len ist die Fo­kus­sie­rung auf die Zeit. Fo­kus ist da­bei der zu­grun­de­lie­gen­de agil­e Wert und das Ti­me­bo­xing das da­zu­ge­hö­ri­ge agi­le Prin­zip. Ti­me­bo­xing be­schreibt das ge­ne­rel­le Vor­ge­hen, al­le agi­len Werk­zeu­ge mit ei­nen fes­ten Zeit­rah­men zu aus­zu­stat­ten. Bei der OKR-Me­tho­de wer­den bspw. ma­xi­mal 3 Mo­na­te als Ziel­er­rei­chungs­zeit­raum de­fi­niert. OKR steht da­bei für „Ob­jec­ti­ves and Key­Re­sults“ (Zie­le und Schlüs­sel­er­geb­nis­se). Die Me­tho­de wur­de auch durch Goo­gle, Asa­na o.a. be­kannt. Ich be­schrei­be die OKR-Me­tho­de ger­ne als SMART++, denn sie geht auf „ma­na­ge­ment by ob­jec­ti­ves” zu­rück und stammt eben­falls aus den 19­70er Jah­ren. T steht im Akro­nym SMART auch für die Zeit bzw. die zeit­li­che Be­gren­zung im Sin­ne von ter­mi­niert.

ziele

Klas­si­sches Prin­zip Plan vs. agi­les Prin­zip Auf Sicht

Die klas­si­sche Per­spek­ti­ve kon­zen­triert sich im ma­gi­schen Ziel­drei­eck stär­ker auf die Leis­tung und er­stellt Plä­ne auf Ba­sis der zu er­rei­chen­den Leis­tung. Die­ses Vor­ge­hen steckt im Prin­zip Plan. Agi­le Ziele mit dem agi­len Prin­zip Auf Sicht ge­hen da­von aus, dass der Lö­sungs­weg und somit die Leis­tung nur für ei­nen kür­ze­ren Zeit­raum ge­nau ge­nug be­schrie­ben wer­den kann oder sich eh durch ver­schie­de­ne An­läs­se zum En­de des Zy­klus än­dern wird. Es wäre aus agi­ler Sicht Ver­schwen­dung, die kom­plet­te Pla­nung, die kom­plet­ten Prog­no­sen und die Or­ga­ni­sa­ti­on ein­schließ­lich der Pro­zess­land­schaft ver­ge­bens mehr­fach an­ge­passt zu er­stel­len.

Hin­ter bei­den Prin­zi­pi­en ste­cken Si­cher­heits­be­dürf­nis­se, Angst­frei­heit oder Chan­cen und Ri­si­ko-Ma­na­ge­ment. Agi­le Zie­le sind da­her in­kre­men­tell, was be­deu­tet, dass die klei­nen Schrit­te und das Er­rei­chen kurz­fris­ti­ger Zie­le im Fo­kus ste­hen. In­kre­men­tell be­deu­tet auch, dass man in wei­te­ren Schrit­ten (Zy­klen) ver­bes­sern und op­ti­mie­ren darf oder schnell he­raus­fin­det, dass die an­ge­streb­te Lö­sung ver­wor­fen wer­den muss. Agi­le Zie­le wa­chsen in­ter­vall­mä­ßig mit dem Er­kennt­nis­fort­schritt mit und pas­sen sich ge­än­der­ten Rah­men­be­din­gun­gen und Kun­den­vor­stel­lun­gen an.

Klas­si­sche Zie­le ba­sie­ren stär­ker auf ei­ner Ge­samt­leis­tung oder ei­nem Out­put. Dem­ent­spre­chend teilt man zu­nächst die Ge­samt­leis­tung in Seg­men­te auf und un­ter­teilt die­se wei­ter, bis man letz­ten En­des ei­nen Ge­samt­plan für al­le As­pek­te hat. Da die­se Plan­er­stel­lung ei­nem An­teil von rd. 60 % am Ge­samt­auf­wand dar­stellt, be­müht man sich die­sen ur­sprüng­li­chen Plan mög­lichst zu ver­fol­gen und auf­recht zu er­hal­ten, so dass man An­pas­sun­gen nur mit Chan­ge Re­quests im Än­de­rungs­ma­na­ge­ment und Claim Ma­na­ge­ment zu­lässt.

Ein gro­ßes Um­den­ken er­for­dert das agi­le Prin­zip Leist­ba­rer Ver­lust, wel­ches auch in den kur­zen, spe­zi­fisch fest­ge­setz­ten Zy­klen von 3 Tag­en bis ma­xi­mal 3 Mo­na­ten Dau­er zum Trag­en kommt. Mit dem Ein­tritt in ei­nen näch­sten Zy­klus wer­den Res­sour­cen und In­ves­ti­tio­nen zur Ziel­er­rei­chung frei­ge­ge­ben. Die kür­ze­ren Zeit­ab­stän­de füh­ren zu mehr Ein­fluss­mög­lich­kei­ten und Si­cher­heit, denn im schlimm­sten Fall wird der Auf­wand für ei­nen Zy­klus ver­ge­bens sein.

Agi­le Zie­le in der VUCA-Welt

Die sich ver­än­dern­den Um­welt- und Rah­men­be­din­gun­gen in der VUCA-Welt füh­ren zu „mo­ving tar­gets“ oder sich per­ma­nent än­dern­den Ziel­vor­ga­ben. Häu­fig miss­ver­stan­den wird dies als Aus­gleich ge­gen­über man­geln­der Kon­ti­nui­tät von un­ter­neh­me­ri­schen oder or­ga­ni­sa­to­ri­schen Rah­men­be­din­gun­gen z.B. bei Prio­ri­tä­ten oder Res­sour­cen. Auch wenn es häufig miss­ver­stan­den wird, bleibt es ein Miss­ver­ständ­nis, denn Agi­li­tät bringt hier oft mehr Kon­ti­nui­tät in den All­tag, da es in­ner­halb ei­nes Zy­klus kei­ne Ziel­ver­än­de­run­gen ge­ben soll.

Der Vor­teil agi­ler Ar­beits­wei­sen ist, dass sie ih­re Zie­le in kur­zen Zy­klen den Ent­schei­dun­gen aus an­de­ren Be­rei­chen an­pas­sen kön­nen. Agi­le Ent­schei­dungs­pro­zes­se (Kon­sens ein Tool zur Ent­schei­dungs­fin­dung und Kon­flikt­lö­sung) kön­nen so­gar sehr kur­ze Dauern auf­wei­sen. Beim be­kann­ten Bei­spiel Buurt­zorg kön­nen die Ent­schei­dun­gen auf Ba­sis von Be­ra­tungs­pro­zes­sen bin­nen ei­nes Ta­ges ab­ge­schlos­sen sein.

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