Wie funktioniert Wachstum durch Coaching und Psychotherapie?
Das persönliche Wachstum hängt immer mit der Umgebung zusammen und das schon im Mutterleib quasi ab der ersten Zellteilung. Diese Umgebungsbedingungen sind stets ganz individuell. Selbst bei eineiigen Zwillingen stellte man fest, dass die unterschiedlichen Bedingungen im Mutterleib bei jedem Zwilling zu Unterschieden beim Kopieren der DNA führen. Diese Unterschiede bleiben dann bis zum Lebensende oder verändern sich weiter. Die Psyche funktioniert da ähnlich, denn das individuelle, biologische Wachstum funktionierte ja schließlich bis zum sechsten Schwangerschaftsmonat schon mal gut. Ab diesem Alter entfaltet sich nämlich der erste psychische Ichzustand des Menschen, der auch aufgrund körperlicher Erfahrungen lernt. Wie immer können die Beeinflussungen der Umgebung als Glücksfall oder Störung aufgefasst werden. Glücksfälle sind stets mit Öffnungen und Wachstum verbunden. Störungen führen zu einem Verschließen, Stocken und Verharren. Störungen können so langanhaltend oder heftig sein, dass sie in einzelnen Bereichen das Wachstum hemmen oder gar Entwicklungsstörungen hervorrufen. Störungen führen dann zu dauerhaften Grenzen und „Krücken“, die i.d.R. durch äußeren Druck oder Angst aufrechterhalten werden, selbst wenn die Störung nicht mehr Realität ist. Die Psychotherapie kennt Persönlichkeitsstörungen, wie bspw. die histrionische, narzisstische, selbstunsichere, dependente (abhängige) Persönlichkeitsstörungen oder die Borderline-Störung als Subtyp einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung. Gemäß der Abgrenzung unten ist Psychotherapie mehr im klinischen Bereich und Coaching mehr im subklinischen Bereich anzutreffen. Transaktionsanalytisches Coaching fördert den Perspektivwechsel, die Öffnung des individuellen Bezugsrahmens, die Neugier und das Glück des freien Kind-Ichzustands. Gewollte Nebeneffekte bei der Employee Experience sind die Stärkung der kreativen Innovationskraft und das Wachstum der Veränderungsaffinität. Neben dem Coaching bieten auch die anderen Lösungen Potentiale für das Wachstum durch Co-Kreation, (agile) Innovation, smoothe Prozesse, Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) und Lernen.
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Wann Coaching oder Psychotherapie in psychisch belastenden Lebensphasen nutzen?
Coaching stärkt die betroffenen Menschen in den psychisch belastenden Lebensphasen, im Job zu bleiben oder wieder in den Joballtag zu finden. Betroffene Menschen können die eigentlichen „Problemträger*innen“, das Team oder die Führungskräfte sein. Zentrale Aspekte sind das Wachstum und die Entwicklung im konstruktiven und funktionalen Sinne auch innerhalb der „gesunden“ Hemisphäre. Die Psychotherapie widmet sich hingegen vorwiegend den „Problemträger*innen“ in der „kranken“ Hemisphäre.
Abgrenzung von Wachstum durch Coaching und Psychotherapie
Die Grenze zwischen Coaching in psychischen Belastungssituationen und Psychotherapie mit der Behandlung von Krankheit hat einen mit sehr breitem Grenzstreifen. Mit ziemlich eindeutiger Sicherheit sind die Zwangseinweisung oder die Sicherheitsverwahrung Teil der Psychotherapie. Es gibt auch Kliniken, die sich auf „austherapierte“, therapieresistente Patient*innen spezialisierten. Diese Bereiche liegen per Definition außerhalb des Coachings.
Meist liegt der individuelle Einstiegspunkt jedoch bei der Wahrnehmung eines Störgefühls. Dieses Störgefühl muss dann noch so wichtig und dringend werden, dass man etwas unternimmt. Empfindet das Individuum dieses Störgefühl als Kranksein, geht man direkt zur Ärztin oder zum Psychologen, was beides Psychotherapeut*innen sind. Die Grenze vom Coaching in psychischen Belastungssituationen zur Krankheit und Psychotherapie bildet die Definition eines Krankheitsbildes und dessen Behandlung. Man gilt man aus therapeutischer Sicht als geheilt, wenn die destruktiven Wirkungen der Störung soweit aufgelöst wurden, dass die Indikationen für das Krankheitsbild nicht mehr diagnostizierbar sind oder als nicht krankhaft bewertet werden. Die Benutzung eines Gehstocks ist z.B. gesund, das Gehen mit Krücke (Gehhilfe) ist hingegen krank.
Deutlich wird dies auch aus den oben bereits angeführten Persönlichkeitsstörungen, die auf besonders stark ausgeprägten bzw. unterentwickelten Persönlichkeitsstrukturen / Persönlichkeitsstilen basieren. Für die Klassifikation in der Psychotherapie gab es verschiedene Kataloge wie DSM-IV oder ICD-10, die 10 – 13 Persönlichkeitsstörungen mit mehreren Subtypen klassifizierten. DSM-5 und ICD-11 ändern diese Typisierung hin zu einer mehrdimensionalen Einstufung der Funktionsbeeinträchtigungen, wodurch alle früheren Diagnosen außer der Borderline-Störung aufgehoben werden. Andere in der Berufswelt bekanntere Persönlichkeitsmodelle sind bspw. DISG®, Enneagramm, Reiss-Profile, Big Five, BIP® oder das Egogramm.
Coaching in psychischen Belastungssituationen kann auch einfach Zeit- und Selbstmanagement oder Resilienzaufbau im beruflichen Alltag umfassen und eine Burnout-Therapie unterstützen. Das Erkennen von somatischen Markern im Job und hilft beispielsweise bei der Psychotherapie, weil die Körperwahrnehmung in diesem Umfeld vielleicht anders ist, so dass dieser Impuls in die Psychotherapie einfließt oder umgekehrt. Solche Aha-Effekte befruchten dann Therapieprozess und Coachingprozess gleichermaßen. Vielfach habe ich auch vernommen, dass die Coachees plötzlich im Coaching erkennen, dass sie das ja bereits aus der Therapie kennen, jedoch nie im Leben auf die Idee gekommen wären, das auch im Job zu machen.
Im Coachingkonzept sind weitere Indikationen und Kontraindikationen für das Coaching dargestellt. Diese Abgrenzung beim Coaching muss nicht mit denen der Employee Experience übereinstimmen, denn manche Arbeitgeber*innen bieten auch psychologische Beratungen durch Psycholog*innen, Psychiater*innen oder allgemein Psychotherapeut*innen an. Psychologische Beratung fördert zwar ebenfalls das Wachstum, ersetzt jedoch auch keine Psychotherapie oder den Betriebsarzt.
Welche besonderen Belastungssituationen kennt die Arbeitspsychologie oder Personalpsychologie?
Die dunkle Triade ist in der Arbeitspsychologie oder Personalpsychologie bekannt. Sie sollte meist nicht mehr Bestandteil aktueller Employee Experience sein, da gesundes Wachstum in der Organisation und persönliches Wachstum beeinträchtigt wird. Die dunkle Triade 🌐 umfasst Narzissmus, Machiavellismus und subklinische Psychopathie. Subklinisch bedeutet natürlich, dass es auch ein klinisches Krankheitsbild gibt, genauso wie eine narzisstische Persönlichkeitsstörung ein Krankheitsbild ist. Neben dem destruktiven Narzissmus gibt es ein gesundes Maß an Selbstliebe und neben dem destruktiven Opportunismus gibt es gesundes Maß an Kompromissfähigkeit, Konfliktfähigkeit und Abgrenzungsfähigkeit. Diesem Thema kann man also über im Verhalten sichtbare Kompetenzen näher und über die Persönlichkeitsstruktur im Egogramm.
- Narzissmus zeichnet sich durch das Bedürfnis aus, zu strahlen und sich Bewundern zu lassen. Man kann Narzissmus im Verhalten erkennen, wenn bspw. geäußert wird, dass niemand in der Besprechung so fähig / klug ist, wie man selbst. Es findet eine realitätskonsvtruierende, grandiose Selbstüberhöhung statt, was mit den transaktionsanalytischen Modellen der Passivität und der Abwertung reflektiert werden kann. Im Egogramm kann man häufiger höhere Werte beim überkritischen Eltern-Ichzustand und beim destruktiven, rebellischem Kind-Ichzustand erkennen.
- Machiavellismus zeichnet sich dadurch aus, andere für seine Interessen einzusetzen, wobei das eigene Interesse oft hinter einem gesellschaftlich anerkannten, höheren Zweck, einer Moral oder Patriotismus versteckt wird. Die Doppelmoral, das zweite Gesicht und geringe Empathie werden im Sinne des persönlichen Erfolgs auch zur Manipulation eingesetzt. Im Egogramm kann man häufiger höhere Werte beim überfürsorglichen Eltern-Ichzustand und beim destruktiven, rebellischem Kind-Ichzustand erkennen.
- Psychopathie / Soziopathie nutzt die Fähigkeit zur Dissoziation / Abspaltung oder Verdrängung, um andere Menschen zu objektisieren. Empathie oder emotionale, soziale Bindung an andere Menschen besteht fast nicht mehr (Gefühlskälte) bzw. basiert oft nur noch auf Hass oder Neid. Das Handeln steht im Vordergrund und ist durch Rücksichtlosigkeit gekennzeichnet. Angst vor Konsequenzen gibt es nicht, so dass Straftaten öfters möglich sind. In der Psychotherapie findet sich die vollständige, dauerhafte Abspaltung vom aktuellen, gereiften Eltern-Ichzustand, wobei ersatzweise dämonische, göttliche und andere phantasierte, kindliche Eltern-Ichzustände in Erscheinung treten können. Manipulative Bauernschläue mit der kindlichen Selbststeuerung des „kleinen Professors“ zur impulsiven Bedürfnisbefriedigung sind anzutreffen, genauso wie das Lügen. Im Egogramm kann man häufiger niedrige Werte bei Eltern-, Erwachsenen- und braven Kind-Ichzuständen und höhere Werte beim destruktiven, rebellischem Kind-Ichzustand erkennen.
Auf der Gegenseite dieser Triade, die manchmal noch um Sadismus ergänzt wird, steht dann der meist ehr unbekannte narzisstische Missbrauch als eine Sonderform des emotionalen Missbrauchs. Häufig gesellt sich zum emotionalen Missbrauch auch sexueller Missbrauch oder körperlicher Missbrauch. Auch diese Begriffe stehen für die Beeinträchtigung von gesundem Wachstum in der Organisation und persönlichem Wachstum. Einige in der Kindheit missbrauchte Coachees oder Menschen mit stärker ausgeprägten, abhängigen Persönlichkeitsstrukturen erkennen demzufolge im Coaching sich wiederholende Muster aus der Vergangenheit und bewerten Erlebtes aus anderen Perspektiven neu. Missbrauch und Missbrauchsfolgen sind in der Gesellschaft und demzufolge im Arbeitskontext häufig tabuisierte Themen. Missbrauch ist auch keine Krankheit, weder als missbrauchender Mensch noch als missbrauchter Mensch. Missbrauch kann aber Straftaten beinhalten und hat schwere traumatische Auswirkungen. Coaching in psychischen Belastungssituationen kann daher auch helfen, die Ursachen hinter den Symptomen zu erkennen und diese in einem Heilungsprozess aufzulösen.
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